Unter dunklen Waldesbäumen
Wird es reg' um Mitternacht;
Feuer prasselt, Kessel schäumen,
Und ein fremdes Völklein wacht.
Braune Dirnen – all Geschwister –
Schauen in des Kessels Schwall
Und bereiten ernst und düster
Fleischesklöß' zum frühen Mahl.
Braune Buben – sieben Brüder –
Messen seitwärts mit dem Stab,
Schaufeln an und schaufeln nieder,
Und die Grube wird zum Grab.
Und an einer Hagenbuche
Schläft das Haupt der ganzen Schar:
Zeito, der auf langem Zuge
Nun gesehn schon hundert Jahr.
Plötzlich sich die Augen reibend
Schilt er an die Töchter hin:
»Schaut ihr nur so zeitvertreibend,
Müßig in das Kohlenglühn!«
Und die bösen Töchter hauchen
In die Gluten frische Luft,
Und die schlimmen Söhne tauchen
Tiefer sich in Grab und Gruft.
Und es wird des Vaters Labe –
Klöß' und Fleisch – bald gut und gar,
Und aus fert'gem, tiefem Grabe
Steigt hervor der Söhne Schar.
Und es tafelt rings im Kreise
Mit dem Vater Sohn an Sohn,
Und sie sprechen all dem Greise
Freundlich zu mit süßem Ton:
»Iß doch, Vater, iß doch Klöße!
Sind ja reichlich, sattsam hier;
Schreckt dich etwa ihre Größe?
Sieh, ich teil' und brock' sie dir!«
Und er holt die besten Stücke
Aus der Schüssel rein und blank
Und wirft freudig frohe Blicke
Rings umher zum schönen Dank.
»Gebt mir öfter solche Bissen!«
Spricht er liebend dann zur Schar.
»Werd' ich's öfter so genießen,
Leb' ich nochmal hundert Jahr.«
Söhn' und Töchter aber heben
Jetzt sich zürnend von dem Mahl:
»Vater; willst du ewig leben,
Ewig uns zu Plag und Qual?«
Und sie führen ihn zum Grabe
Seitwärts hinterm Felsgestein,
Treiben ihn mit Stock und Stabe
Herzlos in die Gruft hinein.
»Gib dich, Alter«, rufen alle,
»Gib dich, Vater, ruhig drein;
Hast gesättigt dich am Mahle,
Wirst im Grab nicht hungrig sein!«
Und mit Sand und Eisensteinen
Decken sie ihn lachend zu,
Und verlassen von den Seinen
Schläft er dort die ew'ge Ruh'!
Eine rutenreiche Birke
Wuchs dann überm stillen Ort,
Und nahn Kinder dem Bezirke,
Rauschen wild die Zweige dort. |