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Desungeachtet erklärte Dorothea am andern Tag beim Mittagessen, daß sie der Einladung der Kommerzienrätin doch folgen werde. Es sei viel einfacher, hinzugehen, äußerte sie mit einer Miene, als ob ihr der Entschluß schwer geworden wäre, als sich den Vorwürfen und dem beständigen Gefrage auszusetzen.
»Tu es nur,« ermunterte sie Daniel, »ich hab dir ja selbst dazu geraten.«
Sie hatte sich ein dunkelblaues Sammetkleid machen lassen; es war sehr schön, und sie wollte es bei dieser Gelegenheit zum erstenmal tragen.
Als nun Daniel gegen fünf Uhr ins Schlafzimmer trat, sah er Dorothea mit dem neuen Kleid vor dem Spiegel stehen. Es war ein hoher, schmaler Spiegel auf einer Konsole. Dorothea hatte ihn von ihrem Vater als Hochzeitsgeschenk erhalten.
Was ist mit ihr? fuhr es Daniel durch den Kopf, da er die seltsame Regungslosigkeit des jungen Weibes gewahrte. Sie war wie verloren in den Anblick ihres Spiegelbildes; ihr Auge hatte etwas Starres, Saugendes und krankhaft Entzücktes. Sie bemerkte nicht, daß Daniel in der Stube stand; als sie den Arm rührte und den Kopf drehte, geschah es, um diese Gesten im Spiegel zu genießen.
»Dorothea!« rief Daniel leise.
Sie zuckte zusammen, schaute ihn sinnend an und lächelte benommen.
Da ward es Daniel angst und bang.