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Die Zingarella wußte nicht, warum der fremde Mensch fortgegangen war. Es war ihr gleichgültig. In ihr war jeder Schlag des Herzens ohne Kraft. Das einzige Geschöpf, durch welches sie sich an die Welt gebunden fand, war die Katze Zephir.
Eine Nacht und noch eine Nacht; ein Tag und noch ein Tag. Sprechen, wenn die Menschen sich die Mühe gaben, zu fragen, lachen, wenn sie die unbegreifliche Lust hatten, Gelächter zu hören; dies Kleid über den frierenden Körper ziehen und dann jenes; die Stunde abwarten, in der sie etwas Bestimmtes tun sollte; im Bett liegen und sich vor der Finsternis fürchten; des Unrechts gedenken, der Schande und der Not; es war zuviel.
Es kam ein Mann, und beim Morgengrauen ging er wieder fort, mischte sich unter die übrigen, und wenn sie erwachte, wußte sie nicht mehr, wie er ausgesehen hatte. Die Wirtin brachte Suppe und Fleisch, später klopfte jemand an die Tür, aber sie riegelte nicht auf. Sie war nicht neugierig, zu sehen, wer es war; vielleicht der von der gestrigen Nacht, vielleicht ein anderer.
Sie hatte keine Neugier und keine Hoffnung mehr. Ihre Seele war zergangen wie ein Stück Salz im Wasser. Als sie am dritten Tage nach Hause kam, fand sie die Katze Zephir tot neben dem Kohleneimer. Sie kniete nieder, betastete das kalte Fell, zog die Stirne kraus, raschelte mit dem Armband und ging wieder fort.
Es war gegen Abend und die Luft voll Nebel. Sie ging durch beleuchtete Straßen und nachher durch unbeleuchtete. Sie ging durch Alleen kahler Bäume und über stille Plätze. Der Schnee dämpfte ihren Schritt, und wenn er aufstäubte, blieb sie stehen, um Atem zu schöpfen.
Da gelangte sie zum Fluß an einer Stelle, wo das Ufer flach war. Ohne zu denken, ohne zu zaudern, als ob sie blind wäre, als ob sie eine Brücke sähe, wo keine war, ging sie ins Wasser.
Sie spürte, wie das Wasser in ihre Schuhe eindrang, wie es die Beine näßte, wie die Kleider sich weich und eiskalt an den Leib preßten, sie ging weiter. Die Brust tauchte ein, der Hals tauchte ein, sie ließ sich sinken, sie glitt hin, seufzte schwer, lächelte, und lächelnd verlor sie das Bewußtsein.
Die Leiche wurde am anderen Tag ans Land gespült, etwas außerhalb der Stadt, und man brachte sie ins Schauhaus auf dem Rochuskirchhof.