Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Am Stammtisch im Krokodil wußte man so ziemlich alles, was bei Jordans und bei Schimmelweis vorgegangen war. Es wurden Einzelheiten erwähnt, die die Vermutung nahelegten, daß die Mauerritzen und die Schlüssellöcher in beiden Häusern Lauscher beherbergt hatten.
Einige wollten es nicht glauben, daß Jason Philipp die vom jungen Jordan unterschlagene Summe ersetzt habe; denn, meinte der Zuckerbäcker Degen, Schimmelweis habe keine leichte Hand und wer Geld von ihm bekommen wolle, müsse schlauer als schlau sein.
Er habe aber doch bezahlt, versicherte der Uhrmacher Gründlich; am Dienstag vormittag sei die Frau des Buchhändlers zu den Nothaffts gegangen. Sie habe ziemlich viel Silber in einem Sack geschleppt; als sie dann wieder zu Hause gewesen, habe sie sich niedergelegt und seitdem sei sie krank.
Da sei irgend etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen, sagte der Postassistent Kitzler; oder man müsse annehmen, daß der Musikus Nothafft ein höchst gefährlicher Bruder sei, der es verstanden habe, seinem Onkel die Pistole auf die Brust zu fetzen.
»Jetzt wird er ja gar Kapellmeister am Stadttheater,« berichtete der Redakteur Weibezahl, das jüngste Mitglied der Tafelrunde; »die Ernennung steht unmittelbar bevor.«
Soso, Kapellmeister; was Sie nicht sagen! Dies werde den Andreas Döderlein baß verdrießen.
Herr Carovius, der mit dem Munde eben am Bierglas hing, lachte, daß ihm der Trunk in die unrechte Kehle geriet und er lange husten mußte. Der Fiskalrat Korn klopfte ihm den Rücken.
Es sei aber doch fatal, daß man so unsichre Kantonisten wie den Nothafft unter dem friedlichen Bürgerstand zu dulden habe, äußerte sich Herr Kleinlein, der nun schon längst Amtsrichter war. Ob es denn seine Richtigkeit habe mit den Geschichtchen, die man sich über den Musiker erzähle?
Freilich, wurde erwidert, man munkle dies und jenes. Etwas Bestimmtes sei aber nicht zu erfahren. Der Herr, Apotheker, der wisse vielleicht etwas Bestimmtes, sein Provisor verkehre bei dem Musikus.
Apotheker Pflaum gab sich den Anschein, als wisse er in der Tat Bestimmtes, dürfe aber nicht sprechen. Ja, ja, sagte er obenhin, es sei ihm mancherlei zu Ohren gelangt von leichtsinniger Wirtschaft, anrüchiger Vergangenheit und Vernachlässigung der Frau.
Ei der Tausend, Vernachlässigung der Frau? Bei so kurzer Ehe? Da sei wohl eine andere im Spiel? Wer denn? Hm, da müsse man in seinen Angaben vorsichtig sein. Warum denn vorsichtig? Nur heraus mit der Farbe, es handle sich ja auch um die Beschützung der eigenen Frauen und Töchter.
Es war etwas Unergründliches in ihrem Haß gegen den Musiker. Sie waren darin so einig, als ob er ihre Geldschränke ausgeleert, ihre Fenster eingeschlagen und ihre Würde dem öffentlichen Spott preisgegeben hätte.
Sie wußten nicht, wessen sie sich von ihm zu versehen hatten. Sie gingen an ihm vorüber wie an einer Bombe, die platzen kann.