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Die Maske der Zingarella wollte Daniel nicht mit auf seine Fahrten nehmen. Das zerbrechliche Material den groben Zufällen eines Wanderlebens auszusetzen schien ihm nicht liebevoll gehandelt, daher hatte er Lenore versprochen, ihr die Maske zu bringen und sie für die Dauer seiner Abwesenheit bei Jordans zu lassen.
Lenore öffnete ihm die Tür, und er trat ins Zimmer. Gertrud erhob sich von ihrem Platz am Tisch und schritt ihm entgegen. Ihr Gesicht zeigte stets, wenn sie ihn sah, dieselbe Hingabe, dieselbe Bereitschaft, dieselbe Unterwürfigkeit.
Daniel ging zum Tisch, packte die Maske aus dem Zeitungspapier und hielt sie gegen das Lampenlicht.
»Wie schön!« rief Gertrud aus, deren Sinn jetzt durch den Anblick jedes das Gefühl ergreifenden Gegenstandes entzückt wurde.
»Also nimm es nur, Gertrud,« sagte Lenore, die mit ihren beiden Ellbogen auf der Tischplatte lehnte. »Behalt es nur bei dir,« fuhr sie gepreßt fort, als Gertrud fragend Daniel ansah.
»Aber wollt' er's nicht uns beiden geben?« versetzte Gertrud mit begehrlichem Lächeln.
»Ach nein, um mich wollt er sich nur herumreden,« versicherte Lenore.
»Lenore, ich weiß nicht, wie mir's mit dir geht,« wandte sich Daniel halb verwirrt, halb ungestüm zu ihr und stockte plötzlich, als die feurige Bläue ihrer Augen voll auf ihn fiel.
»Du?« flüsterte sie erstaunt, »du?«
»Ja, du.« wiederholte er nachdrücklich. »Später darf ich's ja vor aller Welt sagen, und heute klingt's doppelt wahr. Du bist mir wie eine Schwester.«
Er hatte die Maske weggelegt und reichte Lenore die linke Hand, dann, erst zaudernd, hierauf mit sehr entschlossener Gebärde Gertrud die rechte.
Lenore richtete sich gerade, nahm die Maske der Zingarella und hielt sie vor ihr Gesicht. »Brüderlein!« rief sie neckend, und das süße, fahle Steingesicht war wunderlich anzuschauen über dem Körper, der von Leben zuckte.
Und Gertrud, eine Sekunde lang verging sie in Daniels Blick, ein Seufzer, tief wie das Meer, klang in ihrer Brust, dann lag sie in seinem Arm. Er küßte sie stumm, mit finster verzogener Stirn.
»Brüderlein!« tönte es hinter der Maske, doch nicht mehr neckend, eher wie Klage und Weh, »Brüderlein.«