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Der Impresario Dörmaul gab in der Neujahrsnacht ein Festessen im Schwänlein, zu welchem Daniel eingeladen war. Der Impresario Dörmaul zeigte sich Daniel gnädig gesinnt. Er sagte, er habe die Begabung des hoffnungsvollen jungen Mannes beim Anblick der ersten Note erkannt. Er versprach, die Komposition Vineta, sowie die andere, inzwischen beendete, die sich nürnbergische Serenade nannte, in seinen Verlag zu nehmen. Auch schien er gewillt, die Anstellung bei der Wanderoper ernstlich in Betracht zu ziehen.
Zu dem Festmahle kamen die Professoren Herold und Wackerbarth, ferner Wurzelmann, einige von den Langmähnigen und einige von den Traumverlorenen. Andreas Döderlein hatte sein Erscheinen für eine spätere Stunde zugesagt. Er trat fünf Minuten vor Mitternacht in die weit aufgerissene Türe, feierlich wie das neue Jahr in Person.
Er ging auf Daniel zu und bot ihm die Rechte.
»Siehe da, unser Benjamin, unser Johannes, um nicht zu sagen unser Daniel,« redete er ihn an. »Gratulor, junger Stern! Was vermelden die Annalen von Andreas Döderleins Spürnase? Damals in Bayreuth, als man noch Wein auf Flaschen zog, hat er nur hingerochen und wußte schon Bescheid. Kann es geleugnet werden, Benjamin?«
Es wurde nicht geleugnet. Daniel ließ Gnade für Recht ergehen, und der mächtige Mann warf seinen Wetterkragen von den Schultern, als sei es ein Hermelin, dessen er sich entledigte, bevor er sich unter die gemeinen Sterblichen mischte.
Professor Wackerbarth hatte eine Frau, die ihn prügelte und ihm nichts zu essen gab. Er erachtete die Gelegenheit für günstig, sich einmal satt zu essen und lustig zu sein. Es war eine kümmerliche Lustigkeit.
Einer von den Langmähnigen sang das Champagnerlied, und Wurzelmann hielt eine witzige Rede. Döderlein gab zu verstehen: man lasse die Mäuse tanzen, man lasse die Flöhe hüpfen. Als eine von den Traumverlorenen den Davidsbündlermarsch spielte, der nach den Vorschriften von Bayreuth nicht zur wahren Musik gerechnet werden konnte, rief er: »Gebt mir Lethe, meine Söhne,« womit er den Punsch meinte.
Auch Daniel trank Lethe. Er umarmte den alten Herold, drückte Andreas Döderleins Hand und versuchte, mit Wurzelmann einen Walzer zu tanzen. Er war nicht betrunken, er war nur glücklich.
Dann wurde es ihm zu enge hier, er nahm Hut und Mantel und eilte ins Freie.
Die Luft war lau, es wehte Föhnwind. Himmel oben, Himmel unten, die Häuser standen auf Wolken. Jeder Atemzug machte nach dem nächsten durstig. Da, ein Erker, so schön, daß man hätte knien mögen; ein Brunnen, so fremd und lauschig wie etwas Erdichtetes; die Brückenbögen und das matt spiegelnde Wasser; zwei Türme spinnwebenzart.
Er jubelte stumm: Welt, bist du es wirklich? meine Welt, und ich lebe? Meine Welt, mein Jahr, meine Zeit, und ich darin, ich selbst!