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Was aber waren die eigentlichen Gedanken des alten Freiherrn, während er politische Reden hielt?
Immer die nämlichen. Der nämliche Ingrimm fraß unaufhörlich an seinem Herzen.
Unaufhörlich dachte er an seinen Sohn, an die Verachtung, die er von ihm erfahren hatte und die er noch täglich, stündlich dadurch erfuhr, daß sich Eberhard seiner Macht entzog.
Er konnte es nicht verwinden, daß er so viele Millionen angesammelt hatte und daß Eberhard aller menschlichen Voraussicht nach und den Gesetzen zufolge eines Tages einen Teil dieser Millionen besitzen werde. Er wußte von der Armut wenig; aber sein haßerfüllter Geist träumte von nichts anderm als von der Genugtuung, den mißratenen Sproß seines Namens und Blutes der Armut preisgeben zu können. So wollte er sich rächen, so wollte er strafen.
Aber er fand keinen Weg hierzu; das Gesetz hinderte ihn daran.
Der Gedanke, daß sein Reichtum täglich, stündlich sich vermehrte, daß die Millionen immer neue Millionen zeugten, ohne daß er den Finger rührte, ohne daß er die Flut zu hemmen vermochte, und daß infolgedessen der Anteil des treulosen, aufrührerischen und glühend gehaßten Sohnes täglich und stündlich größer wurde, dieser Gedanke vergiftete seine Ruhe, lähmte seine Kraft, beraubte ihn aller Freuden und verdüsterte sein Leben.
Ein neuer Midas, verwandelte er alles, was er anrührte in Gold, und je mehr Gold entstand, je düsterer wurde sein Leben, je rachsüchtiger sein Gemüt.
Die Töne eines Klaviers drangen zu ihm. Es war seine Frau, die spielte; sie spielte Lieder ohne Worte von Mendelssohn. Er schüttelte sich wie vor Ekel. Von allem Widerwärtigen war ihm Musik das Widerwärtigste.
»Depêche-toi, mon bon garçon,« krächzte der Papagei.