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645. Es kommt doch einmal an den Tag.

Ein Vater hatte drei Söhne. Als er nun sterbenskrank lag, da wollte er gerne noch einmal ein Häslein essen, und versprach demjenigen von seinen Söhnen, der ihm das Häslein brächte, sein ganzes Erbe. Als nun der älteste in den Wald kam, begegnete ihm ein altes eisgraues Männchen, das war St. Petrus, und sprach: »Gib mir ein bißchen ab von deinem Frühstück.« Da sagte der Bursche nein, aß sein Frühstück auf und ging in den Wald. Aber er konnte keinen Hasen treffen.

Als nun der zweite Sohn in den Wald kam, begegnete ihm auch das alte eisgraue Männchen und bat, er sollte ihm von seinem Frühstück abgeben. Da sagte er auch nein, aß sein Frühstück allein auf und ging in den Wald, konnte aber keinen Hasen treffen. Als nun der jüngste Sohn in den Wald kam und das eisgraue Männchen ihm begegnete und ihn bat, da gab er ihm von seinem Frühstück ab, so viel er haben wollte. Dafür zeigte ihm das Männchen den Weg, aus welchem er einen Hasen treffen würde. Nun schoß der jüngste Bruder einen Hasen. Als aber die beiden andern Brüder sahen, daß er glücklicher gewesen war, als sie, da wurden sie neidisch, schlugen ihn tot und begruben ihn unter einem Hollunderbaum; so behielten sie das Erbe ihres Vaters ganz allein.

Nach etlichen Jahren aber kam ein Hirte an den Ort, wo der Bruder begraben war, weidete sein Vieh und hing sein Horn an den Hollunderbaum. Da fing das Hörnlein von selber an zu blasen:

Tut, tut, tut,
Als mein Bruder mich begrub
Wohl unter dem Hollunderbaum,
Das Häslein war mein,
Das Häslein war mein,
Das gab mir St. Petrus ganz allein.

Da ging der Hirte zum Bauervogt und zeigt's ihm an. Der Bauervogt kam und hörte auch das Hörnlein blasen. Es kam die ganze Bauerschaft und alle hörten es mit an. Da ergriffen sie die Übeltäter und gaben ihnen den verdienten Lohn.

Aus Lauenburg durch Kandidat Arndt. Es wird auch so erzählt, daß der Hirte sich aus dem Hollunderbaum Flöten gemacht, die den Mord verraten hätten. Das stimmt zu dem Märchen bei Grimms Kindermärchen Nr. 28.

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