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563. König Abels Jagd.

1.

Pfahl durch Leiche (Sarg) geschlagen: Nr. 305, 2. Jb. f. Ldk. 4, 154. – Zur Verwandlung der Keule: zu Nr. 342. – Durch Sonderburg fährt König Abel mit vier schwarzen Pferden vor seinem Wagen; er zerreißt die Taue, die Reepschläger über den Weg gespannt haben: Danm. Folkem. 21, 60.

Nachdem König Abel, der Mörder seines Bruders Erich, von den Friesen am Milderdamm erschlagen war, ward seine Leiche nach Schleswig gebracht und dort im Dome zu St. Peter beigesetzt. Aber gleich in der nächsten Nacht erhob sich ein solcher Lärm mit Gekrach und Geknirsch in der Kirche, daß es den erschreckten Stiftsherren nicht möglich war, ihre Psalmen und gebräuchlichen nächtlichen Gebete abzusingen und herzusagen, indem eine greuliche Erscheinung sie störte und ängstigte. Als das sich nun so mehrere Male wiederholte und es der verwitweten Königin hinterbracht war, ward beschlossen, den Leichnam des Königs herauszunehmen, ihn zur Kirche hinauszuschaffen und an einem andern Orte zu begraben. Die Leiche ward nun in einen Sumpf des Pölerwaldes, der nahe bei Gottorp liegt, eingesenkt, nachdem ein Pfahl durch den Sarg geschlagen war Vgl. Nr. 305, 2.. Dieser Ort wird bis auf den heutigen Tag gezeigt und heißt allgemein das Königsgrab. Von jenem Tage an, versichern die Alten, hätten die Erscheinungen und Gespenster und das Lärmen in der Kirche aufgehört. Aber an dem Orte, wo der König setzt begraben ist, und den nahegelegenen läßt sich seit der Zeit, früher und noch in unsern Tagen, ein entsetzliches Getöse hören. Das wissen alle Leute, denn oft sind welche, die Nachts des Weges kamen, erschreckt und dadurch in Todesängsten gebracht. Glaubwürdige Männer berichten und versichern, daß gar oft dort die Stimme eines Jägers und sein Hornblasen vernommen werde, und zwar so deutlich, daß mancher sagen würde, es jage da jemand, und das ist oft von den Wachen auf Gottorp bei Nacht beobachtet worden. Aber auch, daß Abel selbst in unsern Tagen sich gezeigt habe und gesehen sei, sagen die Leute allgemein: er ist im Gesicht und am ganzen Körper kohlschwarz, er reitet auf einem kleinen Pferde und wird begleitet von den drei Jagdhunden, die man oft in feuriger Gestalt glühen gesehen hat.

Broder Boisen Chronic. Slesv. bei Mencken, Scipt. rer. Germ. III, 597. Daraus Cypraeus Annales episcopor. Slesvic. p. 266 sq., aus dem die übrigen schöpften, die Thiele, Danm. Folkes. I, S. 124 anführt. Bei Thiele ist noch eine mit Nr. 242 stimmende Sage angehängt. – Das Volksbuch 1844, S. 84, teilt die Sage mit, wie die »gebildeten« Schleswiger sie zu erzählen pflegen. Da soll Abel um den Dom herumziehen, um den Möwenberg, bis nach Missunde zur Stätte des Brudermordes. Da soll er sogar, nach einer Mitteilung, im blutigen Sande kratzen etc. etc. Das ist alles poetische Ausschmückung: die lebendige Volkssage kannte schon im vorigen Jahrhundert den Abel nicht mehr als Brudermörder. S. die folg. Nr.

2.

Pfahl durch Leiche (Sarg) geschlagen: Nr. 305, 2. Jb. f. Ldk. 4, 154. – Zur Verwandlung der Keule: zu Nr. 342. – Durch Sonderburg fährt König Abel mit vier schwarzen Pferden vor seinem Wagen; er zerreißt die Taue, die Reepschläger über den Weg gespannt haben: Danm. Folkem. 21, 60.

Es wird erzählt, daß König Abel all sein Lebtage ein großer Jäger gewesen, also daß er, da er endlich zum Sterben kam, sich statt der ewigen Seligkeit wünschte, ewig jagen zu können. Und das ist ihm gewährt worden. Früher jagte er nun auf der Erde und da belästigte er alle Menschen, die er antraf, und tat ihnen Leides an. Da aber grub man seinen Leichnam aus, der im Tiergarten bei Schleswig liegt, und wandte ihn um, und stieß einen Pfahl hindurch. Seit der Zeit jagt er nicht mehr auf der Erde, sondern man hört nur seine Stimme, wie er immer Hurra! Hurra! ruft. Aber seine Hunde laufen noch auf der Erde, haben brennende Augen und speien Dampf und Feuer aus. Man hört ihn oft auf dem Schubyer und Husbyer Felde jagen, und viele haben mit ihm zu tun gehabt.

Einst kam ein Bauer aus Schuby heimgefahren vom Markte, der hatte wohl ein wenig zu viel getrunken. Da hörte er das Hurrarufen, das Peitschenknallen und das Schnauben und Prusten der feurigen Rosse und Hunde. Er rief den König Abel an, und auf vieles Bitten erlaubte ihm dieser, an der Jagd teilzunehmen. Da mußte er nun mit der wilden Schar, man gab ihm Pulver und Flinte und er schoß Hasen genug. Als die Jagd aber gegen Morgen beendet war, bat er den König Abel um ein Stück Wild mit nach Hause zu nehmen, und der warf ihm auch eine schwere Last auf den Wagen, indem er sagte: »Da hast du einen Braten, viel zu gut für einen Bauern.« Als der Bauer nun nach Hause kam, fragte seine Frau, wo er so lange gewesen sei. Da erzählte er, wie er mit König Abel auf der Jagd gewesen sei und habe auch ein paar Hasen oder eine Hirschkeule mitgebracht. Da sah die Frau nach, aber was fand sie? Es war keine Hirschkeule, sondern die Keule von einem Pferdeaas.

Es gibt viele Leute, die den König Abel gehört und mit ihm gesprochen haben, aber sehen läßt er sich nicht mehr. Der, der dies erzählte, hatte einen Vaterbruder, der, als er noch jung war, einmal selbst dem König Abel seine Hunde hat halten und mit ihm laufen müssen.

Aus der Nähe von Schleswig durch Kandidat Arndt nach der Erzählung eines Bauern, der weder von Erich, noch sonst was weiter von König Abel wußte. Damit stimmt Grauer, Advokat in Tondern, Erklärung des Götzendienstes-Horn. Tondern 1737. S. 32: König Abel hatte einmal gewünscht, in Ewigkeit jagen zu können. Einmal im Jahre, besonders im Schleswiger Holze, wird er mit seinen Jagdhunden und Hörnern in der Luft gehört, mit großem Jagdgeschrei. Seine Statue, in Stein ausgehauen, mit Hunden umgeben, ist bis auf diese Stunde im Schloßgarten zu sehen. – Unter Mommsens Papieren finde ich, daß eine ungedruckte poetische Bearbeitung der Sage von C. Schumacher ähnlich anknüpft: Abel ist leidenschaftlicher Jäger. Er will im Pöler Walde jagen. Da erscheint ihm der Herr des Waldes, halb Bär, halb Jäger, und verbietet es ihm; nur der König dürfe hier jagen. Da ruft's von allen Zweigen: Heil dem König Abel! Darauf erschlug er seinen Bruder, den König Erich usw. – Eine gleich apokryphische Nachricht lautet: Im Gehölz von Schuby, ganz nahe bei Schleswig, begegnet den Landleuten mitunter der Waldgott, der die Waldgöttin verfolgt. Wenn das nicht der Wôld, der Wohljäger, der die Waldfrauen verfolgt, s. Nr. 377, sein soll, so weiß ich nicht.

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