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499. Die Wolterkens.

Mügge, Streifzüge in Schl.-H. (1846) S. 2, 77 ff. Philippsen, Sag. v. Föhr 31. Heim. 15, 115. Kock, Schwansen2 S. 115. Kl. Groth Ges. Werke 2, 180 ff. Vgl. Feilberg, Nissens historie Kobenhavn 1918 (= Danm. Folkem. 18). Fischer, Slesv. Folkes. S. 132 ff. Viel wird in Stapelholm vom Niß Puk erzählt; er hilft namentlich den Knechten beim Häckselschneiden, Mähen, Düngeraufladen und sonst; übermütigen Knechten jagt er durch plötzliches Erscheinen Schrecken ein, so einem, der sich beim Kornabladen brüstete, er werde Niß mit der Forke durchstechen (Heim. 8, 26 f.). In Föhr mahlen die Puke für Wohnung und Pflege Kaffee und wiegen die Kinder; es heißt aber, daß sie auf die Dauer damit nicht zufrieden sind, sondern auch Kleidung verlangen (Heim. 15, 116). – Als Kinderschreck dient jetzt meistens der Bumann (vgl. Nr. 410); schreiende Kinder werden bedroht: »Bumann kümmt un nimmt di mit, stickt di in Sack« oder ähnl. Er wohnt im Brunnen (»sitt in Sood«); vgl. Nordalb. Stud. 1, 26. Jb. f. Ldk. 4, 158. Diermissen, De lütje Strohot (1847) S. 101. In Eiderstedt droht man den Kindern, um sie von den Wassergräben fernzuhalten, mit dem Bullerkêrl, der sie an den Beinen hinabzieht (vgl. Nr 535. 445, 1 Anm.), am Marnerdeich mit dem Sargfisch (Nr. 389). In Flensburg und Angeln spricht man vom Bußemann, der mit seinem langen Haken die Kinder in den Brunnen oder Teich zieht (vgl. Nd. Jahrb. 27, 57. Kl. Groth Ges. Werke 1, 17 und Glossar z. Quickb.6 S. 318), in Schwansen vom Buselmann (Kock, Schwansen2 S. 115), auf Föhr vom Bollermann, der mit einem Sack auf dem Rücken einhergeht und mit seinem Knüppel gegen die Türen schlägt, damit die Kinder seine Nähe merken (Heim. 15, 118; vgl. Nr. 500). Auf Helgoland warnt man sie vor dem Jal (Nr. 392). Kinder, die zu spät draußen sind, werden auf Föhr mit dem Munnbälkchen bedroht (Heim. 14, 193; Philippsen, Föhr S. 30). Auch der Kum, Goom, Koome (Nr. 499 Anm.), Kobbe straft in Nordfriesland die unartigen Kinder (Jb. f. Ldk. 10, 52). In Eidelstedt spielt auch Nißchen Puk diese Rolle, namentlich, wenn Kinder abends im Bett schreien. In Heinkenborstel bei Hohenwestedt droht man mit dem Habbock (Hirsch): »gah jo nich in Roggn rin, dor sitt H. un fritt di op«; auf Föhr mit den Roggsladers, wenn Kinder beim Pflücken der Kornblumen das Korn niedertreten (Heim. 15, 155. Philippsen S. 30); im Kchsp. Hohenaspe mit dem » Kniesbuck« (Zs. f. s.-h. Gesch. 15, 312). In der Propstei sagt man, der Tader (Zigeuner) sitze im Brunnen. – Den Puken ähnlich sind die Wieschler oder Trieschler auf Föhr (Heim. 15, 116. Philippsen S. 33 f.); dort treiben auch in einsamen Niederungen die Leuchtermännchen ihr Wesen (Heim. 14, 193). – Die in der Anm. verzeichnete Stelle aus Herrn Jürgens Predigt s. Zeitschr. f. schl -holst. Gesch. 12, 169 (statt »hungerst«: »hüpest«).

Samuel Meigerius, weiland Pastor zu Nortorf, schreibt in dem zweiten Kapitel des dritten Buches seiner Schrift de Panurgia lamiarum also:

De Wolterkens vinden sik gemeinlik in den Hüseren, dar ein gut Vörrat van allen Dingen is. Dar schölen se sik bedeensthaftigen anstellen, waschen in der Köken up, böten Vür, schüren de Vate, schrapen de Perde im Stalle, voderen dat Quick, dat it vet und glat herin geit, teen Water und dragent dem Vehe vör. Men kan se des Nachtes hören de Ledderen edder Treppen up und dal stigen, lachen wenn se den Megeden este Knechten de Deken afteen. Se richten to, houwen in jegen dat Geste kamen schölen, smyten de Ware in dem Huse umme, de den Morgen gemeinliken darna vorkost wert. – De Husniskens edder Husknechtkens dragen dem Naber dat Voder af und slepen it eres Heren Köien edder Perden vör, dat det Nabers Quick verhungere und eres Werdes gedie und vet werde. Se schölen so lange bliven, bet dat de Neringe begünnet to krimpende unde dat Gelücke sik wendet edder so men erer spottet, de wile de hoverdige Geist neinen Spott liden kan; alsedenn schölen se sik ut den Hüseren vorleren, dat se nicht mer vornamen werden.

Wenn den Hausnischen, die man auch Hauspuken nennt, etwas zu nahe geschieht, machen sie Nachts einen greulichen Lärm, daß niemand schlafen kann, sie zerbrechen den Hausrat und werfen mit Steinen. – Wenn einer in einem Hause zu wohnen begehrt, trägt er einen Haufen Späne zusammen, füllt die Milchfässer mit Milch an, aber beschmutzt sie mit allerhand Viehdreck. Wenn nun der Hausvater das vermerkt, so esse und trinke er nur getrost mit seinem Hausgesinde die Milch und tue er den Spanhaufen nicht weg noch voneinander; so ist das ein Zeichen für ihn und er bleibt im Hause. Dann wird alles im Hause wohl bestellt, das Vieh ist des Morgens gefüttert, die Tennen sind gefegt, und das Korn, das am Tage gedroschen werden soll, wird des Nachts heruntergeworfen und zurechtgelegt. Ist das Vieh krank, so kennt und holt er für sie die heilsamsten Kräuter. – Dann sagt man: Niß Puk muß gearbeitet, gesorgt, gefüttert und gefegt haben, und wo Segen und Wohlstand ist, heißt es, da wohnt oder regiert Niß Puk.

Gemeiniglich pflegt nämlich zurzeit nur einer in einem Hause zu wohnen und einen solchen nennt man Niß Puk, oder auch Nißkuk oder Neßkuk. Darnach heißt auch wohl das Schulkinderfest in Meldorf, dann zieren die Mädchen die Schulstube mit Blumen und nachmittags und abends wird getanzt; und dann sagen sie: Wir haben Neßkuk, wir feiern Neßkuk.

Die Nisken halten sich stets in finstern verborgenen Winkeln des Hauses und der Ställe aus, oft auch in den Holzhaufen. Sie verschwinden vor jedem, der sich ihnen nähert. Abends aber müssen die Leute im Hause den Feuerherd sauber aufräumen und zum Dienst der dienstfertigen kleinen Leute einen Kessel mit reinem Wasser hinsetzen. Auch begehrt der Niß Puk allezeit, daß eine Schüssel mit süßer Grütze, Butter oder Milch ihm an einen Ort gestellt wird. Daher pflegt die Hausfrau, wenn sie irgendwo eine Schüssel mit Essen herumstehen findet, die Mägde zu fragen, ob das für Niß Puk hingesetzt sei.

Dem Nisebok, so hörte ich einmal aus Schleswig, stellt die Frau Abends Milch und Brot in den Schrank, wenn sie sich von den Mägden unbemerkt glaubt, und wenn sie zur Stadt fährt, bringt sie ihm immer einen Stuten mit. Er aber bringt Korn, und wenn man dreschen will, so findet man zwischen jeder Lage Roggenstroh eine Lage schieres Korn.

Leute aus der Landschaft Stapelholm, die den Niß Puk gesehen haben, beschreiben ihn also, daß er nicht größer als ein ein- oder anderthalbjähriges Kind sei. Andre sagen, er sei so groß wie ein dreijähriges. Er hat einen großen Kopf und lange Arme, aber kleine, helle, kluge Augen Die Sylter versichern, daß er sehr große Augen habe; daher sagt man von einem neugierigen Menschen: »Hi glüüret üs en Puk.«. An den Füßen trägt er ein Paar rote Strümpfe, um den Leib eine lange graue oder grüne Zwillichjacke und auf dem Kopfe eine rote spitze Mütze. Gar gern hat er auch ein Paar weiche Pantoffeln, und wenn er's recht gut hat, so kann man ihn Nachts darin auf dem Boden flink herumschlurren hören.

Diese Wesen offenbaren sich aber auch oft in scheußlicher Gestalt und jagen dem Hausgesinde einen Schrecken dadurch ein, worüber sie dann immer mit einem Gelächter ihre Freude bezeugen.

Mit dem Büsemann, der im Stalle wohnt, macht man unartige Kinder bange. Auf Föhr hält man sie mit dem blinden Jug in Furcht, in Dithmarschen mit dem Pulterklaas. Wer aber kennt nicht den fürchterlichen Roppert!

Samuel Meigerius a. a. O. Hamborg 1587. 4. – Arnkiel I, 49. 50. – Abhandlungen aus den Schl.-Holst. Anzeigen, herausgegeben von Falck, I, 137. 175 ff. 209. Vgl. Wolf, Niederl. Sagen Nr. 228. 480. Kuhn, Mark. Sagen Nr. 180. – Laß, Husumsche Nachrichten, Flensb. 1750, 4. Sammlung I, 150. – Mündlich und durch Storm. – Bei Grauer Erklärung des güldenen Horns 1737. S. 75 wird neben Niskepuk ein Geist Koome genannt, von dem Heimreich ed. Falk I, 120 meldet, daß man ihn auf Föhr mit Tänzen und Sprüngen geehrt habe. – Nach Samuel Meigerius und Arnkiel scheint auch der Name Chimken für die Hauskobolde bei uns gebräuchlich gewesen zu sein. – Über den Büsemann, dessen Namen man wohl nicht richtig aus fries. Büisem, niederl. Boos, hochd. Banse (Scheune, Stall) erklärt, vgl. Outzen Glossar u. d. W. Bussemann; mit ihm schreckt man die Kinder vor dem Wasser, worin er sein Wesen hat. Sie sollen nicht zu nahe kommen, denn sonst kommt der Bussemann und holt sie. – In Holstein hat man den Reim:

Hamer (d. i. Donar), sla bamer,
Sla Bussemann dood.

Vgl. Mythol. 474 f. Man sagt dafür auch: »Sla Bumann ni dood.« Mit dem Bumann, »dem bösen Bumann«, schreckt man auch die Kinder. In einer alten handschriftl. Predigt, gehalten 1628 zu Nordhackstedt im Amte Flensburg durch Herrn Pastor Jürgen, heißt es von einem Geizhals: »Du deist doch in der Welt neen gut, als dat du Geld tohopen hungerst und datsülve to din egen Nutze bringest, schultu ock darum to Meister Hummelmann (andre Abschr. hat Meister Hemerlings, der Teufel Donar Mythol. S. 166), ja hen to de böse Buchmann faren; ja far fort, du must doch hen, du magst töven so lange as du wult.« – Den freundlichen, gabespendenden Hausgeist (der nach andern Sagen oft mit den Kindern spielt) meinen ohne Zweifel die Kinderreime vom Buköken vun Halberstadt, vun Bremen, (vun Buten), vun Halle, Schütze Idiotik. I, 177, nicht aber den Bischof Bucco von Halberstadt, was mir albern scheint. So heißt auch in Schottland und auf den shetländischen Inseln das Hausknechtchen, der Hausgeist, bumann, bukow, boodie. Jamieson Dictionary. Er trägt gerne Schellen am Kleide. – über den Namen Wolterkens, d. i. Walterchen, Mythol. S. 471 f. – Niss oder Neß wäre, wie süß aus sechs, wohl als Nichs zu erklären, wenn Niß nicht gleich Nicolaus S. Mythol. a. a. O. Puk bedeutet klein, unerwachsen. Mythol. 468. In Dithmarschen gebraucht man ein Verbum puken von kleinen Diebereien, besonders der Kinder untereinander.

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