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33. Erich verwüstet Femern.

Schwitzendes Heiligenbild: Nr. 178. Pferdekopf als Brücke: Nr. 193. 226 Anm. Vgl. 378, 2 (Garstelbrett). Jb. f. Ldk. 5, 95 f. Sach, Geographie von Schl.-H. S. 21. Voß u. Jessel, Fehmarn S. 65. Johansen, d. nordfries. Sprache S. 222. Philippsen, Sag. v. Föhr S. 77. Carstens, Wanderungen durch Dithmarschen (1902) S. 15. – Zur Erklärung der Pferdeköpfe vgl. Sach, Herzogtum Schleswig 3, 36 u. Germ. Rom. Monatschr. 9, 28 f.

(1419.)

Zweimal hatten die Femerschen schon das große Heer des Königs zurückgeschlagen, und er vermochte nicht mit seinen Schiffen das Land zu gewinnen. Da übten die Einwohner und die Holsten, die ihnen beistanden, allerlei Mutwillen und Hohn, als er abzog: sie wiesen ihnen den Hintern und sangen:

Wenn de Koh kann Side spinnen,
Sall König Erich unse Land gewinnen.

Darüber aber ergrimmte er und seine Leute so, daß sie die Insel zum dritten Male angriffen und bei ihnen beschlossen sie zu gewinnen, oder lieber alle zu sterben. Die Einwohner wehrten sich männlich, erschlugen 1500 Dänen, des Königs Vetter und viele Edelleute und Ritter; aber endlich drangen die Dänen doch auf den Sand und wüteten nun wie tolle Hunde. Es galt ihnen alles gleich, geistlich und weltlich, jung und alt, Mann und Weib; Frauen und Jungfrauen wurden geschändet und dann greulich getötet, und viele Kinder ertränkt. Andere ließ der König aussetzen auf eine öde Insel, daß sie da verschmachteten. Es taten sich eine Anzahl Jungfrauen zusammen, machten einen Reihen und gingen tanzend vor ihn hin und sangen dazu, weil sie dachten, ihn so zur Barmherzigkeit zu lenken. So wie aber jede vor ihn kam, ließ er sie nacheinander erstechen. Zweihundert und mehr Leute hatten sich in eine Kirche geflüchtet; er aber ließ sie ohne Barmherzigkeit nackt und bloß hervorziehn, niederwerfen wie Schweine und wie Frösche spießen, daß das Blut in Bächen in den Straßen floß. Darnach beraubte er die Kirchen, und schonte nicht die heiligen Sakramente und Kleinode. Kirchen, Häuser und Dörfer wurden zerstört und bis auf den Grund niedergebrannt und alles Lebende getötet, daß nicht ein Hund im Lande blieb.

Als der König die Verödung sah, da graute es ihm doch; und als endlich ein heiliges Bild (man hat es lange nachher noch gezeigt) Blut schwitzte, ließ er ausrufen, daß wer noch am Leben wäre, sollte getrost hervorkommen und keines Übels zu befahren haben. Da waren von allen noch drei am Leben; der eine hatte sich in der Landkirchener Kirche verborgen, der andere in einer Schlucht bei Burg, und der dritte in der Vitzdorfer Steinkiste. Man zeigt diese Orte noch heute, und hat den König Erich auch bis auf diesen Tag noch nicht vergessen und lange noch ein Lied gekannt von dem greulichen Blutbade, das er anrichtete. Er aber hat für seines Lebens Zeit darnach nicht wieder froh werden können, und so oft er an den Tag, da er Femern eroberte, nur dachte, hat er immer bitterlich geweint.

(Bis zu diesen Zeiten ging auch ein großer Strom bei Oldenburg vorbei; den hatte König Erich verschüttet. Weil die Ostsee nun hier verlor, erweiterte sie ihre Bahn zwischen Femern und Holstein, und verschlang die Kolberger Heide. Im Weißenhauser Archive liegen noch Papiere, sagen die Leute, die beweisen, daß der Sund so schmal gewesen ist, daß die Leute von Flügge auf Femern grades Weges und trocknes Fußes auf einem hingelegten Pferdekopf nach Weißenhaus herüber kamen, um Hofdienste zu tun.)

Presbyter Bremens. bei Westphalen III, 161. Nordelvische Sassenchronik a. a. O. S. 368. Johann Petersen S. 122. Christian Kortholt, Femaria desolata. Hamburg 1695. S. 12. Hanssen, Femarn S. 284. etc. – Pastor Kählers Bericht, Mskr., an die Gesellschaft für vaterl. Altertümer. – Es sollen auf Femern noch Sagen existieren von den nächtlichen Spuken in den Ruinen des Schlosses Glambek, am Eingange des verstopften Hafens. Hanssen, Femern S. 314.

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