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536. Die Duborg.

Peter Pommerening: Nr. 300, 2. – Weigerung, den Schatz zu teilen: Nr. 338 Anm. – Zum Schluß vgl. zu Nr. 153.

In alten Zeiten stand oberhalb Flensburg ein Schloß, das hieß die Duborg. Nun hauste da einmal ein gottloser Ritter, der versündigte sich an dem Heiligsten. Da tat sich die Erde auf und das Schloß versank mit allem, was darin war, und an die Stelle trat ein tiefer, unergründlicher Teich, der sogenannte blaue Damm. Von dem Schlosse ist nur ein kleines Stück Mauerwerk nachgeblieben. Wer in jeder Neujahrsnacht, sobald es von St. Marien zwölf schlägt, steht es in seiner ganzen alten Herrlichkeit wieder da. Dann erheben sich die Könige und Herren, die einst in dem Schlosse gewohnt haben, aus dem blauen Damm und reiten mit ihrem ganzen Gefolge in langem Zuge um das Schloß herum und endlich zum Tore hinein. Sobald aber der letzte ins Tor gekommen ist, schlägt es eins und alles muß wieder versinken. Man will auch oft den großen schwarzen Pudel mit glühenden Augen, der in den Stadtgräben umherstürmt, und der der verwünschte Bürgermeister Peter Pommerening sein soll, hinter dem Zuge gesehen haben.

Es sind viele Schätze mit dem Schlosse versunken. Aber sie werden von zwölf weißen Jungfrauen gehütet; daher ist alles Graben vergebens. Diese zwölf Jungfrauen sollen auch in der Neujahrsnacht, gehüllt in ihre langen Schleier, dreimal um den Platz des ehemaligen Schlosses herumgehen, dann aber verschwinden.

Man erzählt, daß einmal hier zwei Soldaten standen und Wache hielten, aber da der eine in die Stadt ging, geschah es, daß eine hohe weiße Frauengestalt zu dem andern kam, ihn anredete und sagte: »Ich bin ein unseliger Geist, der nun schon viele hundert Jahre umhergewandelt ist, aber niemals werde ich Ruhe im Grabe finden!« Dann vertraute sie ihm, daß unter dem Mauerstück ein großer Schatz verborgen sei, den nur drei Menschen in der ganzen Welt heben könnten, er aber wäre einer von diesen. Der Mann, der nun sein Glück gemacht sah, gelobte in allem ihren Befehlen nachzukommen; da befahl sie ihm, in der nächsten Mitternacht wieder zur Stelle zu sein. Unterdessen war der andere Soldat aus der Stadt zurückgekommen und traf seinen Kameraden noch in dem Gespräch mit der weißen Frau. Doch verschwieg er das, was er gehört und gesehen hatte, er fand sich aber am nächsten Abend beizeiten ein und hielt sich in einem Gebüsch in der Nähe verborgen. Als der Soldat nun mit Spaten und Hacke kam, stellte sich auch die weiße Frau ein, aber sobald sie merkte, daß sie belauscht würden, setzte sie die Arbeit aus auf den nächsten Abend. Der andre Soldat, der nun vergebens auf der Lauer gestanden hatte, begab sich nach Hause und ward plötzlich krank; er glaubte, daß es sein Tod sein würde. Da rief er seinen Kameraden zu sich, offenbarte ihm, daß er alles wüßte, und ermahnte ihn dabei, sich nicht mit solchem Spuk abzugeben, sondern lieber bei dem Prediger Rat zu suchen, der ein kluger Mann war. Diese Ermahnung nahm der Soldat zu Herzen und entdeckte die Sache dem Prediger, der ihm jedoch befahl, ganz so zu tun, wie die Frau es wollte, nur daß sie selbst zuerst Hand ans Werk legen müsse. Zur festgesetzten Zeit fand sich der Soldat am rechten Orte ein. Nachdem das Gespenst ihm die Stelle gezeigt hatte und die Arbeit vor sich gehen sollte, sagte sie zu ihm, daß wenn der Schatz gehoben sei, da solle die eine Hälfte ihm gehören, aber die andere solle er zu gleichen Teilen an die Kirche und die Armen geben. Da fuhr ein böser Geist in den Soldaten und seine Habsucht erwachte, so daß er ausrief: »Wie! soll ich denn nicht das Ganze haben?« Kaum waren diese Worte über seine Lippen, als das Gespenst mit einem gar kläglichen Tone in einer blauen Flamme dahinsuhr und verschwand. Der Mann ward krank und starb am dritten Tage darnach. Nun ward diese Geschichte weit und breit im Lande bekannt und es war da ein armer Student, der meinte, hier könne er sein Glück machen. Er ging daher um Mitternacht an den Ort, traf auch die weiße, umgehende Frau und sagte ihr, was er wollte. Aber sie antwortete, daß er nicht einer von den dreien wäre, die allein sie erretten könnten, und daß die Mauer noch lange so fest stehen würde, daß keine Menschenhand sie niederzubrechen imstande sein würde; doch sagte sie ihm zu, daß einst zum Dank für seinen guten Willen er solle belohnt werden. Und es wird erzählt, daß, als derselbe Student einmal später da vorbeiging und mitleidig sich der Klage der unglücklichen Frau erinnerte, er mit der Nase auf eine große Menge Geld fiel, das ihn aber schnell wieder auf die Beine brachte. Aber die Mauer steht unbeweglich, und so oft man versucht hat, sie niederzubrechen, so wächst jedesmal in der Nacht das Abgebrochene wieder nach.

Vgl. Nr. 192, 526 und 550. Das Schloß ward 1719 abgebrochen. Vierter Bericht der Gesellsch. für vaterl. Altertümer 1839, S. 31. Herr Kandidat Arndt. – Herr Tamsen in Tondern. – Thiele I, 358. Von dem Schlosse sollen lange unterirdische Gänge unter einem großen Teil der Stadt hingehen, bis zum Kloster, der jetzigen gelehrten Schule. Die Gänge sind jetzt verschüttet, aber vor einigen Jahren fand man menschliche Gebeine darin, die längs den Wänden in Ketten hingen. Die sollen von Mönchen herrühren, die hier zur Strafe eines langsamen Hungertodes starben.

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