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257. Der Uglei.

Nicht weit von Eutin mitten in einem Buchengehölze liegt ein kleiner See, der Uglei. Sein dunkles Wasser ist immer still und unbewegt und es sieht alles um ihn her so recht traurig und schwermütig aus. Der See ist nicht immer da gewesen; doch ist es schon lange her, daß er entstanden ist. Oben auf dem Hügel, wo jetzt das Sommerhaus steht, stand früher eine Burg, in der ein junger schöner, aber wilder Ritter hauste. Er liebte nichts mehr als die Jagd, und jeden Morgen früh begab er sich in den Wald. Da begegnete ihm oft eines armen Bauern Tochter; sie mußte jeden Morgen ihres Vaters Pferde in den Wald auf die Weide treiben. Der Ritter ward bald durch ihre Schönheit von heftiger Liebe entzündet; aber das Mädchen wies seine Bitten und seine Geschenke zurück, und auf alle seine Bewerbungen gab sie zur Antwort, daß sie doch nimmer seine Frau werden könnte, da sie nur eines armen Mannes Tochter sei. Und doch hatte das Mädchen den schönen Ritter längst liebgewonnen. Eines Morgens, da er sie wieder mit seinen Bitten und Versprechungen verfolgte, waren sie zu einer Senkung im Walde gekommen, wo eine kleine Kapelle stand. Da führte der Ritter das Mädchen hinein und vor den Altar tretend sprach er: »Hier vor Gottes Angesicht nehme ich dich zu meinem Ehegemahl und der Himmel soll mich an dieser Stätte vernichten, wenn ich dir nicht treu bleibe und mein Wort halte.« Das Mädchen glaubte seinem Schwüre und an jedem Morgen trafen sie sich nun im Walde. Als das Mädchen aber den Ritter an sein Besprechen erinnerte, vertröstete er sie anfangs, bald blieb er ganz aus und kam nicht wieder. Als sie sich nun verlassen sah, da legte sie ein schwarzes Kleid an, grämte sich, ward krank und starb in kurzer Zeit. Der Ritter hatte sich unterdes mit einer reichen Gräfin verlobt und der Hochzeitstag ward bestimmt. Sie sollten in der kleinen Kapelle im Walde getraut werden. Als der Prediger aber seine Rede gehalten hatte und das Brautpaar eben zusammengeben wollte, da ist der Geist des unglücklichen Mädchens erschienen, hat drohend gegen den Bräutigam den Finger erhoben, und als dieser vor Schrecken umsank, brach augenblicklich ein solches Unwetter mit Donner und Regen los, als wenn der Himmel einstürzen wollte. Da ist die Kapelle mit allen, die darin waren, versunken und der See steht seit der Zeit an dem Orte. Nur der Prediger, die Braut und ein kleines unschuldiges Mädchen, die auf die hölzernen Stufen des Altars getreten waren, wurden gerettet. Zuweilen aber bei stillem Wetter gegen Abend klingt noch der Ton des Glöckleins der Kapelle aus dem Wasser herauf.

Preetzer Wochenblatt 1831, Nr. 48. 49. 50. – Thiele, Danm. Folkes. I, 268.

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