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284. Die weiße Frau auf dem Sandfelde.

Vgl. Heim. 1, 30 ff. »Die ruhelose Jungfrau«.

In Eutin lebte einst eine reiche schöne, aber übermütige Dame, um deren Hand sich alle jungen Leute der Gegend bewarben. Jeden wußte sie durch ihre Reize anzulocken und jeder glaubte einmal der glückliche Freier zu sein, dann aber ward er mit Hohn und Spott abgewiesen. Unter den Freiern zeichneten sich besonders zwei Brüder aus und das Mädchen zog die beiden auch sichtbarlich den übrigen vor. Weil aber beide von gleich heftiger Liebe entbrannt waren und jeder endlich glaubte, nur der andre stünde seinem Glücke entgegen, so erwachte die glühendste Eifersucht in ihrem Herzen. Einmal trafen sie in einem Gehölze auf der Jagd zusammen, ein böser Geist ergriff sie und sie erschossen sich gegenseitig. Da hat ihr nun kinderloser alter Vater das übermütige Mädchen verwünscht und von Stund an war sie aus ihren Zimmern verschwunden. Wer aber Nachts über das Sandfeld zwischen Eutin und Stendorf kommt, dem erscheint sie in langer weißer Kleidung; sie ist noch ganz die schöne reizende Gestalt wie früher, und mit sehnsüchtigem Blick ladet sie jeden zum Kusse ein. Wer aber sich ihr nähert, vor dem verwandelt sie sich plötzlich und ein Scheusal von verwestem Ansehen mit feuersprühenden Augen steht vor ihm. Sie wird jedoch so lange auf dem Sandfelde umherirren müssen, bis es endlich einer wagt, sie zu küssen. Ihrem Retter wird sie viele Reichtümer, besonders einen großen silbernen Tisch übergeben. – Ein armer Tagelöhner hat einmal die Erlösung versucht, erschrak aber so dabei, daß er erkrankte und in wenigen Tagen starb. Von dem kleinen Dr. X. in Eutin sagte man früher oft, er habe die Prinzessin geküßt und den silbernen Tisch dafür erhalten; denn niemand wußte, wie er zu seinem Gelde gekommen sei.

Mündlich. – Etwas abweichend von Herrn Kirchmann in Eutin.

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