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87. Steenbock.

Bund mit dem Teufel: Nr. 308 (vgl. Heim. 9, 65). 319. 320. 333. 372. 432 f. 478 f. 483. 486 u. ö. Daum. Folkem. 17, 199 ff. – über Steenbock vgl. Nr. 274. Jb. f. Ldk. 1, 133.

1.
Merken van Hüt un Giestern.

Et was ensmal en Bar. (Graf Steenbock)
De was all in de Klopp gewest
Un was verdrengt ut sinen Nest.
Et was ensmal en Bar.

De Bar kam in en Holt. (Holstein)
He keem in en recht lustig Holt,
Dat was van hogen Bömen stolt.
De Bar kam in en Holt.

Im Holte was en Leu. (König von Dänemark)
De was de rechte Herr vant Holt,
Em ehrden dar de Jung und Olt.
Im Holte was en Leu.

De Leu de was blesseert. (bei Gadebusch)
De Bar de sprak ganz sorgenfry:
»Wat schall de Leu doch schrecken my?«
De Leu de was blesseert.

De Bar de spökt int Holt. (Mona verbrannt)
Mit Brand und Schreck, mit Roof und Mord
He tog herum von Ort to Ort.
De Bar de spökt int Holt.

De Leu reep sine Fründe, (Moskau, Sachsen)
Den Veelsrat und dat Tigerdeert;
Et blees keen Rum im Holde meer.
De Leu reep sine Fründe.

Da keem de Bar in Not.
He krop in ene klene Eck, (Eiderstede)
Et ward en Spott ut sinen Schreck.
Da keem de Bar in Not.

Im Holt was ock en Foß. (Der Administrator)
Dat was en Wendheuk Ein unbeständiger, wetterwendischer Mensch, einer, der den Mantel nach dem Winde hängt. Hoiken (Holl, huyke) ist eine Art kleiner Frauenmäntel, die zugleich den Kopf bedecken; jetzt nur noch in einigen Gegenden und bei besonderer Gelegenheit (Beerdigung etc.) getragen. Sprichwörter sind noch: den Hoiken op beiden Oren drägen, es mit beiden Parteien halten; den Hoiken na den Wind keren. Man vgl. Neocorus I, 160. Bremisches Wörterbuch unter dem Worte. in de Hut,
De Leu hatt em to veel totrut.
Im Holt was ock en Foß.

Reink sprunk den Baren by.
Vorerst holp he em ut de Not
Und stack den Dorn in sinen Pot. (Pfote)
Reink sprunk den Baren by.

He nahnr em in de Kuhl, (Tönningen)
Und seed: »Dat het de Wolf gedaen«, (der Kommandant Wolf)
Doch kann man genog de Ränk verstaen.
He nahm em in de Kuhl.

Da gingt op beide los.
Den Foß ward sin Fell brav gekloppt,
De Kuhl an alle End verstoppt.
Da gingt op beide los.

De Bar brukt Reinkens Streek. (Steenbocksche Konferenzen)
He schmeerde jedermann dat Mul,
Sik to erholden und de Kuhl.
De Bar bruk Reinkens Streek.

Wat ward toletzt darut?
De Bar ward fast, de Leu getröst,
De Kuhl verstört, dat Holt ganz wöst.
Min Merken dat is ut.

Durch Dr. Klander in Plön nach einer handschriftlichen Aufzeichnung mitgeteilt, die sich bei einer aus Norderdithmarschen stammenden Sammlung historischer und polemischer Broschüren über die Belagerung Tönnings fand. Klander bemerkte, daß zwar das Lied kein Volkslied (seine Melodie sei offenbar nach: »Es war einmal ein Mann«), aber doch wohl der Bekanntmachung wert sei. – Es gab noch andere Lieder auf Steenbock. Aus Dithmarschen ist mir diese Strophe bekannt:

Steenbock, bist du noch verwegen,
Wie du pflegest sonst zu sein?
Oder wolltest du den Degen
Freudig mit mir stecken ein?

In Lauenburg (und Mecklenburg) singt man noch den Reim:

Piep, Dänen, piep,
Schonen bist du quiet.
Vör Stralsund (oder Wismar) hestu lange lêgen,
Bi Gadebusch hestu Schläge krêgen.
Piep, Dänen, piep etc.

2.

Steenbock hatte nur wenig Mannschaft bei sich, als er sich in Tönningen festsetzte. Unsers Königs Armee aber war sehr zahlreich. Als daher diese heranzog, sah er ein, daß er sich nicht halten könne, sondern ergeben müßte. Aber Steenbock hatte einen Bund mit dem Teufel, und mit dessen Hilfe dachte er sich zu retten. Unsere Armee kam den einen Abend vor Tönningen an und am andern Morgen wollte sie den Angriff machen. Diese Zeit benutzte Steenbock und befahl einem seiner Leute, hinaus auf die Straße zu gehen, und wer ihm zuerst begegnete, dessen Herz sollte er ihm bringen. Der Soldat ging hinaus, aber der, der ihm zuerst begegnete, das war sein eigner Bruder. Da konnte er es nicht über sich gewinnen, den zu töten, aber um doch dem Befehl des Generals zu gehorchen, ergriff er den Pudel, den sein Bruder bei sich hatte, schlachtete ihn und brachte das Herz zu seinem Herrn. Da schloß sich dieser in sein Zimmer ein, tat seine Zaubereien, zerlegte das Herz in vier Teile und aß diese noch warm eins nach dem andern auf. Am andern Morgen stand der ganze Wall der Festung voll schwarzer Pudel, alle auf zwei Beinen mit Gewehren in den Vorderfüßen. Hätte der Soldat ein Menschenherz gebracht so wäre der Wall durch bewaffnete Manner besetzt gewesen und die unsrigen hätten die Stadt nicht so leicht erobert. Nun aber mußte Steenbock sich ergeben.

Schriftlich aus Altona. – Über das Herzessen s. Grimms Mythol. 1034.

3.

Als Steenbock sich vor Tönningen gefangen geben mußte, machte er aber zur Bedingung, daß man ihn, sobald er tot wäre, hinüber in sein Land brächte; denn da wünschte er begraben zu werden. Unser König sagte ihm das auch zu. Sie brachten Steenbock nun auf eine Festung, aber da nahm er nach ewiger Zeit einen Schlaftrunk, daß man glaubte er sei tot. Da ward er zu Schiffe gebracht und sollte in sein Land hinübergeführt werden. Als das Schiff aber eben in den Hafen einlaufen wollte lebte Steenbock wieder auf; er hatte sich etwas verrechnet mit dem Schlaftrunk. Die Schiffer kehrten schnell wieder mit ihm um und er ward wieder gefangen gesetzt. Als er aber endlich starb, da holte man einen Arzt und fragte ihn um Rat. Da sagte der, daß es das beste und sicherste sei, wenn man ihn einbalsamiere und so hinüberschicke. Das hat man getan und Steenbock ist nicht wieder aufgelebt.

Mündlich aus Marne.

*

 


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