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Als Vicelin um das Jahr 1126 an den bestimmten Ort (Neumünster) kam, fand er eine endlose, dürre Heidefläche und die Bewohner roh und ungebildet; vom Christentum hatten sie nicht mehr als den Namen. Denn es ist bei ihnen vielfacher Irrtum von heiligen Hainen und Quellen und von anderem Aberglauben verbreitet. Da er also in der Mitte dieses entarteten und verderbten Volkes zu wohnen begann, an dem Orte schauervoller Einsamkeit, empfahl er sich um so mehr dem göttlichen Beistande, je verlassener er von menschlichem Troste war. Der Herr aber gab ihm Gnade in den Augen jenes Volkes. Es ist ganz unglaublich zu sagen, welche Menge in jenen Tagen sich zur Buße wandte; und die Stimme seiner Predigt erscholl über das ganze Land der Nordelbinge.
Zu Fosite vgl. Philippsen, Sag. v. Föhr S. 7. 14. Hoops, Reallex. d. germ. Altertumsk. 2, 80. – Heilige Tiere: Nr. 205 f. 157.
Auf Helgoland war zur Zeit des Heidentums ein Heiligtum und Tempel des Gottes Fosite. Heilige Tiere weideten dabei, die niemand auch nur berühren durfte, und eine Quelle sprudelte hervor, aus der man nur schweigend schöpfte. Jeder, der die Heiligkeit des Ortes gering achtete und irgend etwas da berührte oder gar verletzte, ward mit einem grausamen Tode bestraft. Als der heilige Wilibrord von den Tieren schlachtete, glaubten die Leute, er müsse augenblicklich entweder in Wahnsinn verfallen, oder auch von einem plötzlichen Tode getroffen werden. Der heilige Liudger hat den Tempel zerstört und dafür eine Kirche erbaut.
Allein noch viel später glaubten die Seeräuber, wenn einer auch nur die geringste Beute von dem Lande nähme, er immer entweder bald durch Schiffbruch umkomme, oder erschlagen werde; keiner sei noch ungestraft geblieben. Den dort lebenden Einsiedlern brachten sie darum auch immer mit der größten Ehrfurcht den zehnten Teil ihrer Beute dar. Die Quelle mit süßem Wasser blieb allen Schiffern ein heiliger Ort und das Land empfing davon den Namen Heiligeland, und heißt noch heute gewöhnlich dat hilge Lant. Sie soll die heutige Sappskuhle sein.
(Eine Dame, deren Vater früher Prediger auf Helgoland war, erzählte mir, daß neben der alten Predigerwohnung, die jetzt abgebrochen ist, auch ein Brunnen, der Hartbrunnen genannt, gewesen sei. Dahin kam früher oft in der Nacht eine graue schattenhafte Gestalt mit schweren schlürfenden Schritten seufzend und stöhnend über den sogenannten Hingstplatz gegangen und man hörte sie dann etwas Schweres hinunter werfen. Der unglückliche Geist soll später Ruhe gefunden haben.)
Die Zeugnisse aus dem 8., 9. und 11. Jahrhundert bei Grimm, Mythologie, 2. Ausg. S. 210. – Mündlich.
Liudger schiffte auf des Kaisers Rat nach einer Insel, die auf der Grenze lag zwischen dem Lande der Friesen und dem der Dänen, und diese hieß Fositesland nach dem Gott Fosite, den die Heiden daselbst anbeteten. Als das Schifflein dem Ufer der Insel nahte, nahm Liudger ein Kreuz in die Hand und sang den sechzigsten Psalm. Da sahen diejenigen, welche mit ihm im Schiffe waren, einen dichten Rauch von der Insel aufsteigen und über derselben sich zusammendrängen und alsdann verschwinden. Und Liudger sprach: »Wisset, meine Brüder, daß dieses der Satan war, den der Herr von der Insel vertrieb.« Und er trat freudig ans Ufer und predigte Jesum und taufte die Neubekehrten an einer Quelle, die auf der Insel sprang. Des Fosite Heiligtum zerstörte er und baute an dessen Stelle christliche Kirchen.
Wolf, Niederländische Sagen S. 223 aus Surii vitis Sanctorum.
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