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440. Das Seemännlein.

Etwas Seltsames begab sich im Holsteinischen mit einem kleinen Seemännlein. Dieses kam den siebenten Octobris im Jahr 1678 abends in der Dämmerung von Dranet Ein Ort dieses Namens kommt schwerlich bei uns vor. Es wird verschrieben sein. her über die Koppeln vor dem Kloster, und als es sich des alten Hausvogts Haustür, so eben offen gestanden, genähert gehabt, wollte es hinein gehen; weil aber die Kettenhunde dasselbe angebellet, hat es sich flugs gewendet, ist hinten umb die Gärten gelaufen und in eines andern Hause eingelassen worden. Sobald es nun ins Haus kommen, und man gesehen, daß es barfüßig und kaum so viel Kleider anhatte, daß es seine Blöße bedecken konnte, ist es in die Küche zum Feuer geführt worden, an welches es sich so nahe gesetzt und die Hand in das Feuer gehalten, daß man sollte gemeint haben, es würde ohne Verlust seines Lebens ein solches nicht haben tun können, ihme aber hat es nicht geschadet. Nachdem es nun durchgewärmet, hat man ihm ein wenig Grützwilling zu essen gegeben, welche es sehr begierig verzehret. Als nun ein großer Zulauf von Volk worden und ein jeglicher näher an ihn gedrungen, umb ihn zu sehen, hat es angefangen zu weinen, aber zu keinem nichts geredet. Umb Mitternacht kam ein Studiosus, welcher dieses Männlein in die Stube geführt, und nachdem man dasselbe gefraget und mit Zeichen bedeutet, ob es nicht reden könnte, hat es einen Laut, aber mit heischerer Stimme und mit zusammengebissenen Zähnen, von sich gegeben. Darauf ward es in eine Kammer gebracht. Alda begriff es die Riemen eines daselbst liegenden Sattels und streifete dieselben mit seinen Händen. Wie aber das Stroh kam und aufgelöset wurde, umfasset es erstlich denjenigen, so es brachte, und nachgehends vorbesagten Studiosum; darauf warf es sich nieder aufs Stroh und machte, ehe es sich zum schlafen niederlegte, einige Kreuze mit der rechten Hand vor die Stirn und legte darauf die Hände ineinander, man kunnte aber nicht hören, was es sagte, ohne nur allein sehen, daß es die Lippen rührte. Nachdem legte es sich nieder, zog seine alte Fuhrmannsmütze über die Augen, deckte sich mit Stroh zu, legte seine Sachen, nämlich fünf Bretter von einem Bienenkorb und zwei Stück von einem Ahornbaum zur rechten Seiten, und schlief darauf alsofort ein. Morgenden Tags hat man ihn aufgeweckt, und als man ihm ein Butterbrot gegeben, hat es diejenigen, so ihm gütlich getan, abermal umbfasset und ist darauf fortgegangen. Ehe und bevor es aber aus dem Dorf kommen, ging er noch in ein anders Haus und trank ein wenig Branntwein, so man ihm geboten. Man hat ihm auch Strümpfe und ander Kleider geben wollen, welche es aber geweigert anzunehmen; und als man ihm einen Sechsling verehret, hat es denselben besehen, aber wieder von sich gegeben; und wie man ihm ein Stück Fleisch gereichet, hat er selbiges angenommen, auf den auf dem Herd stehenden Rost geleget und gebraten, und der spinnenden Magd etwas davon geboten. Hierauf hat es sich nach der Kirchen begeben, sich vor dem Altar niedergesetzt und ziemlich lang bei sich gebetet. Darauf ist es aus der Kirchen und eben denselben Weg, daher es gekommen, wiederumb gangen, selbigen Abend aber in einem andern Dorf gewesen, und ob es schon angefangen finster zu werden, hat es dennoch daselbst nicht bleiben wollen, sondern ist über die Heide gelaufen, daß man nicht erfahren können, wo es hingekommen.

Es war von Person ungefähr zwei Ellen lang, dem Ansehen nach vierzig Jahr alt, hatte einen schwarzen dicken, doch nicht langen Bart, dicker auf den Backen als an dem Kinn, wenig und kurze, doch etwas kräuslichte Haare auf dem Haupte, eine breite und kurze Nase, schwarzbraun und schmal von Angesicht, mit einer überhangenden Oberlippen.

Theatrum Europaeumum, Tl. XI S. 1449.

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