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494. Wechselbälge.

1.

Ähnlich aus Meggerdorf: Heim. 22, 202 und aus Lütjensee: Brügmann, Die Sagen L.'s S. 11. Kristensen 1, 977 (Oster-Lygum). 980 (Stenderup). Zs. f. Vk. 2, 412. Bolte 1, 369. – Schutzmittel gegen d. Umtauschen der Kinder: Heim. 14, 141. Kristensen 1, 1035. Feilberg 299; verbreitet vor allem der Glaube, daß bei den Neugeborenen ein Licht brennen muß: Jb. f. Ldk. 4, 157. Nr. 534.

Ehe die Sitte aufkam, die neugebornen Kinder sogleich durch die Hebammen einsegnen zu lassen, vertauschten oft die Zwerge die Kinder mit ihren Kindern. Dabei waren sie sehr listig. Ward nämlich ein Kind geboren, so kniffen sie draußen einer Kuh in die Ohren. Liefen die Leute nun wegen des Gebrülls hinaus, so schlich sich der Zwerg herein und vertauschte das Kind. Da traf's sich aber einmal, daß der Vater es gewahr ward, wie sein Kind aus der Stube getragen wurde. Noch eben zur rechten Zeit griff er zu und riß es an sich, und darauf hielt er auch das Kind des Unterirdischen fest, das bei der Wöchnerin im Bette lag, so sehr sich auch die Unterirdischen bemühten, das ihre wenigstens wieder zu bekommen. Als er den Hut des unterirdischen Kindes aufsetzte, konnte er sehen, wie die Zwerge rings um den Kaffeetisch zwischen den Frauen saßen und sich am aufgetragenen Kaffee gütlich taten.

Das Zwergenkind blieb lange Zeit da im Hause, wollte aber nicht sprechen. Da riet man den Pflegeeltern vor seinen Augen in einem Hühnerdopp einen Brau zu machen und das Bier dann in den Dopp eines Gänseeis zu gießen. Das geschah. Da machte der Zwerg erst allerlei Zeichen seiner Verwunderung, dann rief er aus:

Ik bün so oold
As de Behmer Woold,
Un heff in mien Lêbn
So'n Bro nich sehn.

Einmal sah einer, wie eine Zwergin mit einem eingetauschten Kinde über eine Wiese ging. Das sah sonderbar genug aus. Denn sie konnte es nicht hoch genug halten, weil es zu lang war. Dabei rief sie immer dem Kinde zu:

Bœr op dien Gewand,
Dat du nich haakst
In den gelen Orant.

Durch Dr. Klander in Plön. – Orant oder Dorant ( antirrhinum oder marrubium) scheucht Wichtel und Nichse. S. Grimms Myth. S. 1164, wo fast gleichlautende Reime und Sagen aus Thüringen und Westfalen angeführt sind. Vgl. Nr. 445. Thiele, Danm. Folkes. 1, 211. Schütze, Idiotik. III, 173 führt als Sprichwort an:

So oold
As de Bremer Woold.

Vgl. Grimms Kinder- und Hausm. Nr. 39, 3. Börner, Orlagau S. 201. Grimm, Deutsche Sagen Nr. 87. Kuhns Märk. Sagen Nr. 183. 184. Thiele II, 276 f. – Kielkröpfe (Wechselbälge) sollen an Kopf und Armen fortwachsen, sonst aber werden sie nicht höher als 2 Fuß.

2.

Ähnlich aus Meggerdorf: Heim. 22, 202 und aus Lütjensee: Brügmann, Die Sagen L.'s S. 11. Kristensen 1, 977 (Oster-Lygum). 980 (Stenderup). Zs. f. Vk. 2, 412. Bolte 1, 369. – Schutzmittel gegen d. Umtauschen der Kinder: Heim. 14, 141. Kristensen 1, 1035. Feilberg 299; verbreitet vor allem der Glaube, daß bei den Neugeborenen ein Licht brennen muß: Jb. f. Ldk. 4, 157. Nr. 534.

Solang de Kinner noch nich düfft sünd, hefft de Ünnererschen Macht da œwer se to vertuschen, wenn nich Dag un Nacht Licht in de Döns (Zimmer) is. Dat doot hier noch vêle Lüde. De Ünnererschen tuuscht dat Kind üm, wenn de Moder inslapen is. Dagegen helpt, wenn de Moder en Stück Tüch van den Mann an sick hett.

Nu weer dat doch mal so kamen, dat de Ünnererschen en Kind ümtuuscht harren. De Fru quäl sik mit dat Kind sœwen Johr; dat Kind wull nich wassen, wull nich gaan, dat lehr nich sprêken, dat harr so'n groten dicken Kopp un so lange Arm' un weer so ungestalt. Int sœwende Johr keem da en Taterin to de Fru; de geef êhr den Raad, se sull en Goosei nêmen un sull da Beer in bruen œwert Licht; so würr se sehn, wat dat en Ünnererschen weer oder nich. Dat dêd de Fru un bru Beer innen Goosei œwer en Licht. As dat Kind dat seeg, dat noch in de Weeg leeg, da sä he:

»Ik bün so olt,
As Bernholt (Brennholz)
In den Wolt,

un heff nümmer so wat sehn.« Da sä de Moder: »Büst du so olt as Bernholt in den Wolt, so büst du nümmer mien Kind nich.« Un da greep se en Stück Holt un wull em slaan. Da keem de olle Ünnerersche anlopen, un neem dat Kind ut de Weeg, un sä, so wull he sien Kind nich mishandeln laten; un da harr he en grotes schönes Kind werrer bröcht.

(Einer andern Frau in Jägerup bei Hadersleben, der ihr Kind von den Unterirdischen, die in den alten Gräbern der Gegend wohnen, vertauscht war, riet eine kluge Nachbarin, den Backofen zu heizen und den Wechselbalg hineinzuschieben. Als nun die Frau das Kind auf das Backbrett setzte und in den heißen Ofen schieben wollte, da kam eine unterirdische Frau herbei, brachte das gestohlene Kind wieder und verlangte das ihre zurück; so schlecht hätte sie jenes nimmer gehalten. – In Eiderstede legte eine Frau bei Nacht mitten in der Scheune ein großes Feuer an und setzte einen ganz kleinen Topf darauf. Als nun der Kielkropf geholt ward, schlug er voller Verwunderung beide Hände zusammen und rief mit kreischender Stimme: »Nun bin ich fünzig Jahre alt, und habe noch nie so etwas gesehen!« Da wollte die Frau das Kind in die Glut werfen, aber es ward ihr weggerissen und ihr eignes rechtes Kind stand wieder vor ihr.) –

Aus Niederselk durch Kandidat Arndt. – Durch Dr. Klander in Plön. – In Süderenleben bei Apenrade buk die Frau in Nußschalen und braute in Eierschalen etc.

3.

Auf Föhr fegt die Frau, um das Kind zum Sprechen zu bringen, mit dem umgekehrten Besen die Stube aus (Heim. 13, 277) oder sie fegt die Spreu statt aus der Nordertür aus der Südertür hinaus, worauf das Kind lachend sagt: »So fegst du grade recht, daß mein Vater auch etwas Korn bekommt.« (Heim. 14, 140. Philippsen a. a. O. 24 f.). Zs. f. Vk. 2, 412.

Neugebornen Kindern muß man vorm Schlafengehen eine Schere aufgemacht auf die Wiege legen, bis sie getauft sind. Schlafen sie bei der Mutter, muß man sie beim letzten Wickeln mit einem Kreuz vor Brust und Stirn segnen. Sonst vertauschen sie die Unterirdischen.

Dennoch ward einmal einer Frau auf Amrum von den Onnerbänkissen ihr jüngster Knabe gestohlen. Das Kind, das sie an die Stelle des gestohlenen hingelegt hatten, sah aber diesem so ähnlich, daß die Mutter anfangs den Betrug nicht merkte. Später kam der gestohlene Knabe wieder; da wußten die Eltern nicht, welches ihr eignes rechtes Kind sei, bis ein Zufall sie belehrte. Es war in der Ernte; da ging die Frau einmal auf die Tenne, nahm die Wurfschaufel und warf damit das gedroschene Korn. Die beiden Knaben saßen dabei. Da fing der eine plötzlich an zu lachen. »Worüber lachst du?« fragte die Frau. »Ach«, sagte das Kind, »da kam eben mein Vater herein und holte sich eine halbe Tonne Roggen, und als er wieder hinausging, fiel er und brach ein Bein.« Da sprach das Weib: »Du bist es; nun geh, wo du hergekommen bist!« Damit nahm sie den Knaben und warf ihn durchs Fenster der Tenne hinaus, und sie sah nachher weder ihn noch seinen Vater wieder. Man muß übrigens die Tenne nicht gegen die Sonne, sondern mit der Sonne fegen, sonst stehlen die Unterirdischen das Korn; und damit hatte die Frau es wohl versehen.

Durch Herrn Hansen auf Sylt und Dr. Clement von Amrum.

*

 


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