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71. Lieder von der Schlacht bei Hemmingstede.

(1500.)

1.

Liliencron, hist. Volksl. 2, 455. Jb. f. Ldk. 9, 107 ff. Zf. f. s.-h. Gesch. 5, 363 f. Groth Ges. W. 1, 130 ff. Detl. v. Liliencron Ges. W. 2, 58. Joh. Meyer Ges. W. 4, 67. Str. 13 ist wohl statt ik kans zu lesen: it kann. »Saden un Braden« ist als ein Begriff zu fassen: »Gesottenes und Gebratenes« – eine vollkommene Mahlzeit (vgl. Schütze, Idiot. 1, 144. Schumann, Wortsch. v. Lübeck S. 14).

Wille gi hören enen nien Sang,
Wat uns heft Koning Johan gedan?

Se hebben also tosamende gespraken,
Se wolden to Brüssel ein Samlent maken.

Se konden sick dar nicht alle beseen,
Do woldens up eine grone Heide teen.

De togen up eine grote Heide,
De heten se vor eine Jittenweide.

Sille Johans Jacob de was darmede,
Dat was jo ehr Bungenschleger.

De Bungenschleger de schlog an:
Darmit so togen se vordan.

Se kemen to Wintbergen in dat Blick:
Dar jageden se ut beide Arm unt Riek.

Se togen to Meldorp in de Stadt
Dar weken ut beide Borger unde Rath.

»De olde Rath is utgewaken,
Koning Johan is ingebraken.«

Carsten Holm de quam darto:
»Min lever Her Hans, wo haget juw to?«

»Min lever Carsten, ik löve juwe Wort:
Ik mene, it schal hier werden goet.

Min lever Carsten, schnacket eine Wile:
Ik will juw geven dat Schlot tom Tile.« Die Tielenburg an der Eider.

»Min lever Herr Hans, ik kans nicht wesen:
Ik mot all mang de Buren wesen.

Denn worden se hier miner enwar,
Wo drade dat ik min Levent verlor.

All up der Heide dar is ein Blick;
Dar wahnet Peters Hans und ik.

Morgen fro kamet to uns to Gaste:
Wi willen juw doen dat allerbeste.

Ik will juw schenken Mede und Win,
Damit schole gi na Lunden teen.

Und steket an de groten Dorp,
Dar liggen de Buren also stark.

Unde steket an dat halve Lant
Dat ander geit juw wol tor Hant.« –

Isbrant dat is ein framer Mann,
De will wol bi Loven stahn:

He gaff dem Lande eine wise Ler
To Hemmingstede Zwischen Meldorf und Heide oder Lunden, wohin Carsten Holm den König einlud. Seine Worte werden mit dem neunzehnten Reimpaar zu Ende sein. all vor de Dör:

»Legget juw ein lüttik hier under den Wall,
Dat juw nemant hier scheten schal.

Und legget de Spere wat bi juw neder
Und latet se teen bewesten vör.«

Dat hörten woll dordehalf hundert Mann:
De gingen de groten Garden an.

De Buren repen averlut:
»Schlaet de bugden Garden dot!«

Se schlogen de bugden Garden dot:
De Rüter quam in groter Not.

De Rüter greep einen schnellen Rat,
He wolde up riden na der Stat.

It wart en averst belegt dat Paß:
De Buren schlagen wat dar was.

Se gingen ein weinich wat mank de Wagen,
Dar funden se Saden unde Braden.

»Segget dem Konige gude Nacht,
He heft uns braden Höner bracht.

Tastet to, gi leven Gesten;
Dit gift uns Koning Hans tom besten.

Gistern weren se alle rike:
Nu steken se hier in dem Schlicke;

Gistern vörden se einen hogen Mot:
Nu hacken en de Raven de Ogen ut.«

Neocorus I, 518; Hans Detleff, Mskr. Fol. 141. – Das Lied ward zum Tanze gesungen. Hans Detleff teilt es in 15 vierzeilige Gesetze und ein (das letzte) sechszeiliges; doch trifft die Abteilung dann nicht überall mit dem Sinne zusammen. Die Melodie umfaßte wohl zwei Reimpaare und wiederholte jedesmal das letzte, so daß auch sechszeilige Gesetze ihr gerecht waren. – Jitte Ziege, auch eine alberne Frauensperson. Bunge Pauke. Blick Flecken. Hagen vgl. behagen. Drade schnell. Love Glaube, Treue. Bugden bauchig, dick, stolz? Saden gesottnes Weißbrot, noch um Fastnacht gebacken. – Nach einer Nachricht bei Neocorus I, 511 waren die Hühner gepflückt und mit Rosinen und Kraut gefüllt, und die Dithmarschen entschlossen sich, weil sie keine Zeit zum Braten hätten, sie zu kochen und die Brühe zu trinken.

2.

Liliencron 2, 453.

De wolgebarne Koning ut Dennemarken reet.
Wo wol dat em geluste!
He wolde teen in dat ditmersche Beet,
Dar sin vader nuwerle in dorste.

He leet wol schriven einen Breef,
He sende en in Freßlande,
Dat dar scholde kamen de junge Mann Greve
Mit vostein dusent Mannen.

De junge Mann Greve dat nicht en late:
He quam all mit den ersten.
Se togen aldar to Meldorp drade,
To Meldorp in dat Kloster.

Dar eten se dat Krut, dar drunken se de Meden,
Dar eten se schonen wilden Braden.
Und do se wol geteret hedden,
Do scholden se dar van Staden.

Se togen aldar vor Hemmingstede:
En ankede ok also harde.
Do sprak Junker Slens aldar,
De Averste all mang der Garde:

»Dat is mi in den Sinn gekamen,
Wi wille uns ummewenden.«
»Neen«, sprak Koning Hans mit Namen, Hans Detleff liest gefallen: vor allen, statt gekamen: mit Namen.
»Juw Solt schöle gi vordenen.

Wi willen den Ditmerschen jegen staen,
Wi willen uns dar wol weren:
Se schalen uns gar nicht entgaen,
Wi willen se wol vorweren.«

Do se den Ditmerschen entjegen kemen.
De schlogen also sere:
Se schlogen de Garde wol vostein dusent Mann,
Dar was ok jo neen mere.

Do se de Garde all dot geschlagen hadden,
Do scholden se den Havemann beginnen.
Se schlagen den Havemann schnelle to Dot
Up einem kleinen Plane.

Des wart de Koninginne enwaer,
Se wende ok also sere.
»Sin gi Knechte nu to Hus gekamen,
Wo lat gi juwen eddelen Heren?«

»De Ditmerschen hebben en aldot geschlaen:
Des konne wi nicht enkeren.
Se dragen sinen Helm, se vören sinen Schilt,
Dar to sine stolte Banneren.

De sick jegen Ditmerschen setten will
De stelle sik wol tor Were:
Ditmerschen dat schölen Buren sin,
It mögen wol wesen Heren.«

Neocorus I, 521; Hans Detlefs, Mskr. Fol. 142. – Auch offenbar Tanzlied. Beet Feld? nuwerle niemals. anken Angst haben, bedrängt sein; unpers. es ward ihnen bange. Havemann Hofmann soll offenbar der König Johann selber sein. Statt beginnen ist ein wahrscheinlich obsoletes Wort zu vermuten, das zum Reime paßt. Bei Hans Detleff folgt noch der Schluß:

Leven de Ditmerschen noch söven Jahr,
Se werden der Holsten Heren.

3.

Liliencron 2, 451. Groth Ges. W. 1, 130 ff.

De König wol to dem Hertogen sprak:
»Ach Broder, harteleve Broder,
Ach Broder, hartleveste Broder min,
Wo wille wi dat nu beginnen,
Dat wi dat frie, rike Ditmarschen Lant
Ane unsen Schaden mögen gwinnen?

Sobalt dat Reinholt van Meilant vornam
Mit sinem langen gelen Barde,
De sprak: »Willn maken einen Baden bereit
Und schicken na der groten Garde.
Will uns de grote Garde Bistant doen,
Ditmarschen schal unse wol werden.«

Sobalt de Garde dise Märe vornam,
Se rüstede sik so mechtig sere;
Se rüste sik wol vöstein dusent Mann
Aver de grone Heide to trecken:
»Köne wi men des Königs Besoldung erwarven,
Unse Fröukens de schölen wol mede.«

De Trummenschleger de schlog wol an,
Se togen aver de grone Heide.
Und do de Garde tom Könige wol quam;
»Ach König, min lever Here,
Wor ligt doch nu dat Ditmarschen Lant,
Im Heven odr up schlichter Erden?«

Dem Könige befil de Rede nicht wol,
He dede balt wedderspreken:
»It is nicht mit Keden an den Heven gebunden,
It ligt wol an der fiden Erden.«

Der Garde Herr sprak do mit Mot:
»Ach König, min lever Here,
Is it nicht gebunden an den Heven hoch,
Ditmarschen schal unse balt werden.«

He leet de Trummelen umme schlaen.
De Fenlin de leet he flegen.
Darmit togen se einen langen breden Weg
Bet se't Lant int Gesichte kregen:
»Ach Lendeken deep, nu bin ick di nicht wyt,
Du schalt min nu balde werden.«

Darmit togen se to hoger Wintbergen in,
Se legen dar men ene kleine Wile;
Se togen do vordan na Meldorp to,
Eren Avermot deden se driven.

Se steken des Königs Banner tom hogen Torne ut,
Den Ditmarschen dar to gramme.
Se hengeden er Schilt wol aver de Mur:
Daraver ist en nicht wol ergangen.

Se togen noch ein weinich wieder vort
Wol na der Hemmingsteder Velde:
Dar bleef ok de grote Garde geschlagen
Mit eren dapperen Helden.

Dat Wedder was nicht klar, de Weg was ok schmal
De Graven weren vull Water:
Nochten tog de Garde wieder fort
Mit einem trotzigem Mode.

He hadde einen Harnisch aver sinen Lief getagen.
De schinede van Golde so rode;
Daraver was ein Panzer geschlagen,
Darup dede he sik vorlaten.

Mit dem do sprank dar ein Landsmann herto
Mit einem langen Spere:
He stak so stark, dat drut ein Krumhake wart
Und hangede in dem Panzer so schwere.

Dem Landesmann ein ander to Hülpe quam.
Dat Sper wolden se wedder halen.
De Garde was stark, dre hadden vull Wark,
Eer se eu konden aver:
Se togen en mit Sadel und Roß herdal
Wol in den depen Graven.

Dar wart ok der Holsten König geschlagen
Mit alle sinem groten Here:
Dar lag do sin Perd, dar lag sin Schwert,
Darto de königlike Krone.
De Krone de schal uns Maria dragen
To Aken wol in dem Dome.

Hans Detleff, Mskr. Fol, 143a. Uhland I, 444. Dahlmann Neocorus II, 565 teilt aus Peter Saxe noch ein Tanzlied mit, das vom vorhergehenden nicht verschieden ist. Es ist ganz dieses, nur zersungen und verstümmelt! statt Achen steht Schleswig und ein Schluß ist hinzugekommen mit einer gewiß unwahren Behauptung:

De uns de grote Guardie dot schlag,
Dat wil ik ju wol sagen:
Dat heft de grote Reimer van Wimerstede gedaen,
De Heft de grote Guardie geschlagen.
De uns dat nie Liedlein sung,
Van nie Heft he it gesungen,
Dat heft de grote Reimer van Wimerstede gedaen
Mit sinen langen gelen krusen Haaren.

Der im Liede kurz erwähnte Aufenthalt in Windbergen wird in einem Bruchstück Neocorus I, 522 ausführlicher beschrieben:

Dre Dage vor Sünte Valentin (14. Februar)
Tog Konink Hans to Wintbergen in
Mit dortich dusent Mannen.
He schlog de kleinen Kinder dot:
De Schilt vlot in dem Blode rot:
Dat mochte wol Gott erbarmen.

He tog to Meldorp in dat Blick,
He vörede dar vele Gudes mit sik,
Bi einem Aventsterne.

Die Handschrift läßt Raum für 5 oder 6 Strophen. – In Wintbergen soll am Tage vorher noch eine große Hochzeit gefeiert sein, nach der spätern Überlieferung Neocorus I, 460.

*

 


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