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478. Der rote Hauberg.

1.

Heim. 4, 142 u. oft. – Zum Krähen des Hahns: Nr. 432. 433 Anm.

An der Landstraße nicht weit von Witzwort steht ein großer schöner Hof, der rote Hauberg; der hat neunundneunzig Fenster. Vor Zeiten stand hier ein kleines elendes Haus und ein armer junger Mann wohnte darin, der in die Tochter des reichen Schmieds, seines Nachbarn gegenüber, verliebt war. Das Mädchen und die Mutter waren ihm auch gewogen; doch der Vater wollte nichts davon wissen, weil der Freier so arm war. In der Verzweiflung verschrieb er seine Seele dem Teufel, wenn er ihm in einer Nacht bis zum Hahnenschrei ein großes Haus bauen könnte. In der Nacht kam der Teufel, riß das alte Haus herunter und blitzschnell erhuben sich die neuen Mauern. Vor Angst konnte der junge Mann es nicht länger auf dem Bauplatze aushalten; er lief hinüber in des Schmieds Haus und weckte die Frauen, wagte aber nun nicht zu gestehen, was ihm fehle. Doch als die Mutter einmal zum Fenster hinaus sah und mit einem Male ein großes Haus erblickte, dessen Dach eben gerichtet ward, da mußte er bekennen, daß er aus Liebe zu dem Mädchen seine Seele dem Teufel verschrieben habe, wenn er, ehe der Hahn krähe, mit dem Bau fertig würde. Schnell ging die Mutter in den Hühnerstall, schon waren neunundneunzig Fenster eingesetzt und nur noch das hundertste fehlte: da griff sie den Hahn, schüttelte ihn und er krähte laut. Da hatte der Teufel sein Spiel verloren und fuhr zum Fenster hinaus. Der Schmied aber gab seine Tochter nun dem jungen Mann, dessen Nachkommen noch auf dem Hauberge wohnen. Aber die hundertste Scheibe fehlt noch immer, und so oft man sie auch am Tage eingesetzt hat, so wird sie doch Nachts wieder zerbrochen.

Durch Herrn Storm.

2.

Nach einer Erzählung aus Husum (mündl.) ist es eine Witwe, die dem Teufel ihren einzigen Sohn versprechen muß.

Einst brannte einem Bauer in Eiderstede sein Haus nieder. Traurig ging er auf dem Felde umher, da kam ihm ein kleiner Mann in einem grauen Rock und mit einem Pferdefuß entgegen und fragte, was ihm fehle. Der Mann erzählte ihm sein Unglück und wie er kein Geld habe sein Haus wieder zu bauen. Da versprach der Kleine ihm ein Haus mit hundert Fenstern zu bauen, und es in einer Nacht bis zum ersten Hahnkrat fertig zu liefern, wenn er ihm seine Seele verspräche. Sogleich ging der Bauer den Vertrag ein und in der Nacht fing der Teufel an zu bauen und bald war das Haus fertig und der Teufel fing schon an die Fenster einzusetzen. Als er nun zu dem letzten kam, da fing der Bauer an zu krähen und klatschte in die Hände; der Teufel lachte. Aber der Hahn im Stalle hatte es gehört und antwortete, als der Teufel eben die letzte Scheibe einsetzen wollte. Da mußte er weichen, drehte dem Hahn den Hals um und ging davon. Das Fenster hat niemand einsetzen können und es bleibt keinerlei Gerät in dem Zimmer, wo die Scheibe fehlt; alles fliegt heraus. Es braucht keiner da rein zu machen; denn es ist da immer ganz besenrein.

Durch cand. phil. Arndt und nach mündlicher Mitteilung aus Dithmarschen, wo man mit unbedeutenden Abweichungen dieselbe Sage von einem Hofe in Norderdithmarschen erzählt. Ebenso von einer Scheune in der Wilstermarsch.

3.

Schwarze Schule: Nr. 302.

Der Stammvater der vormals reichen, jetzt ganz verarmten Owenschen Familie in Eiderstede war in der schwarzen Schule gewesen und hatte sich ausbedungen, daß der Teufel ihm neunundneunzig Hauberge liefern sollte. Der Teufel hielt sein Versprechen, wollte aber zuletzt den Owen selbst holen. Da überlistete dieser ihn durch folgenden Fund. Er entdeckte unter den Trümmern der alten Kirche, die neben seinem Hause stand, ein buntes bemaltes Fenster. Das nahm er und setzte es in sein Zimmer. Darüber hatte der Teufel nun keine Macht und Owen konnte stets dadurch entkommen, und entkam dem Teufel auch wirklich. Seit der Zeit hat in dem Hause immer ein Fenster offen stehen oder eine Scheibe aus sein müssen, dadurch blieb das Haus auch stets vor Feuer und Wassersnot bewahrt.

Durch Mommsen.

*

 


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