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45. Herr Hinrich.

Zur Anm. »grone« ist nicht verdorben; es bedeutet »Begier«, »Verlangen«. Mnd. Wd. 2, 152. Doornkaat, Wörterb. d. ostfries. Spr. 1, 694.

1.

Herr Hinrich und sine Bröder alle dree
vull grone,
Se buweden ein Schepken, ein Schepken tor See
umb de adeligen Rosenblomen.

2.

Do dat Schepken dat Schepken rede wor
vull grone,
Se setteden sik darin, se forden all darhen
umb de adelige Rosenblome.

3.

Do se westwärts awerquemen
vull grone,
Do stunt dar ein Goldschmedes Son vor der Dör
mit der adeligen Rosenblomen.

4.

»Weset nu willkamen, gi Herren alle dree
gar hübsch und gar schone:
Wille gi nu Mede este wille gi nu Wien?«
sprak de adelige Rosenblome.

5.

»Wi willen nenen Mede, wi willen nenen Wien,
vull grone:
Wi willen eines Goldschmedes Dochterlin han,
de van adeligen Rosenblomen.«

6.

»Des Goldschmedes Dochter krige gi nicht,
gar hübsch und gar schone:
Se is Lütke Loiken alt togesecht,
de adelige Rosenblome.«

7.

»Lütke Loike, Lütke Loike de krigt se nicht,
vull grone:
Da wille wi dree unse Helfe umme wagen,
umme de adeligen Rosenblome.«

8.

Lütte Loike tog ut sin blankes Schwert,
vull grone;
He houw Her Hinrik sinen lütken Finger af
umb de adeligen Rosenblome.

9.

Her Hinrik tog ut sin blankes Schwert,
gar hübsch und gar schone;
He houwd Lütte Loiken sin Höved wedder af
umb de adeligen Rosenblomen.

10.

»Ligge du aldar, ein Krusekrol,
vull grone;
Min Herte dat is hundert dusend Freuden vull
umb de adeligen Rosenblome.

11.

Lütke Loike sine Kinder de weenden at so sehr,
vull grone:
»Morgen scholn wi unsen Vader begraven
umb de adeligen Rosenblomen.«

Mit kleinen Berichtigungen aus Hans Detleff, Fol. 26b, 27a. (Neocorus II, 569), vgl. Neocorus 1, 177. Das Lied ward in Dithmarschen beim Trümmekendanze gesungen. Vul grone ist vielleicht korrumpiert aus vul grome, voll Grimm; rede bereit; Krusekrol Krauskopf? – Uhland, Volkslieder I, 309.

*

 


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