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Wesentlich anders nach mündl. Mitteilungen: Heim. 10, 196.
In frühern Zeiten hatte Dithmarschen viel von Überschwemmungen zu leiden. Einstmals, als das wilde Wasser Brunsbüttel und die Umgegend überflutet hatte, benutzten die Kedinger von jenseit der Elbe den Augenblick und stahlen den Brunsbüttlern die Glocken aus dem Turm, die weit und breit wegen ihres schönen Klanges berühmt waren. Da soll ein Brunsbüttler ihnen diese Verwünschung nachgerufen haben:
Van nu an schöllen gy sülves verklaren,
Wer tom hilligen Deenst su hest erkaren:
Bet de Kedinger ehr Lant ünner Water sehn
Un int Kedinger Lant de Dithmarschen tehn,
Schöllen gy jammern un zagen,
Schöllen gy stöhnen un klagen
Na Brunsbüttel!
Na Brunsbüttel!
Die Kedinger hängten die Glocken im Baljer Kirchturm auf, und wenn sie geläutet wurden und der Ton über das breite Wasser herüber kam, hörte man ganz vernehmlich, wie sie riefen: »Na Brunsbüttel! Na Brunsbüttel!« Viele Jahre hat man den Ruf gehört und immer wars ein Zeichen von Sturm und Unwetter; und die Brunsbüttler warnten dann einander oft mit den Worten: »Wahr di, dat Haff kummt; de Baljer Klocken roopt!« Nun kam die Flut von 1825 (vom dritten auf den vierten Februar) und die Deiche der Kedinger brachen durch, das ganze Land stand unter Wasser, keine Hilfe konnte den Leuten vom innern Lande aus kommen; ein Frost trat ein und Not und Elend stiegen aufs höchste; denn Brot und Kleider fehlten. Da rüsteten die Brunsbüttler ihre Schiffe aus und fuhren hinüber ins Kedinger Land; aber nicht, um die Glocken zu holen; sie brachten nur, was den Kedingern not war. Seit der Zeit will man den Glockenruf nicht mehr gehört haben und die Prophezeiung soll erfüllt sein.
Dithmarscher Zeitung 1844. Anfang Juli.
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