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26. Graf Klaas.

(† 1400.)

1.

Nordalb. Stud. 3, 102.

Graf Klaas, Isern Hinriks Bruder, war gütig und freundlich gegen seine Untertanen. Wenn den Bauern von den Vögten Leid widerfahren war, so pflegten sie ihn in eigner Person zu besuchen und ihm die Sache vorzutragen; dann hörte er sie gerne. Wenn er sah, daß die Bauern nicht zu ihm gelangen konnten, ging er zu ihnen hinunter, fragte sie was ihnen fehlte und entschied ihre Sache.

Als einmal die Dithmarschen ins Land fielen und plünderten, brachte er in Eile nur dreißig Reiter aus seinem Hofgesinde auf und ließ die Bauern in der Nähe aus der Wilstermarsch und Hademarschen aufbieten, die willig folgten, und zog dem Feinde nach. Zuvor aber schickte er einen Kundschafter aus. Als dieser wieder zurückkam, sagte er, der Feinde seien so viele, daß es unmöglich sei, sie zu schlagen. »Barmherziger Gott«, rief da der Graf nach seiner Gewohnheit aus, »wie erschreckst du uns doch so! folget mir nach, wir müssen doch sehn, wer die sind, die uns unser Gut stehlen.« Als sie nun den Dithmarschen nahe kamen, standen diese und hatten ihre Spieße in die Erde gesteckt und ließen die Spitzen sehen. Da hub Graf Klaas an: »Da sind die Metzen, die tanzen alle! lasset uns fröhlich alle den Reigen treten. Wird aber jemand ausdrehen und nicht mit in der Reihe bleiben, der soll nicht wert sein, daß wir ihn ferner unter uns leiden.« Und also ging es an den Tanz. Der Graf setzet seinen Spieß an und rennt auf die Dithmarschen zu; desgleichen taten seine Diener und die Bauern. Da war ein starker Dithmarsche in einer gestickten bunten Jacke. Den ersah sich der Graf und kämpfte eine Weile mit ihm. Endlich schlug er mit dem Schwerte ihn mitten voneinander, in einem Hiebe vom Kopfe bis zum Sattel. So wurden die Dithmarschen überwunden und flohen, obwohl sie die Übermacht waren. Die Schlacht geschah bei Tipperslo.

Lotterbuben und Schmeichler konnte Graf Klaas nicht leiden. Einmal kam ein solcher aus Dänemark zu ihm nach Itzehoe, und hatte kostbare Kleider und Ketten an, verziert mit den Wappen der dänischen Edelleute. Der Graf ließ ihn unten an der Tafel bei den Spielleuten sitzen und da die Mahlzeit geschehen war, schickte er ihm vier Schilling zum Trinkgeld. Da sprach einer von seinen Räten, daß es doch nicht schicklich wäre, einen solchen Mann mit so kleinem Biergelde gehn zu lassen; »wenn er zu andern Herren kommt, wird er von Eurer Kargheit sagen, und Euch in übles Gerücht bringen.« »Barmherziger Gott«, hat da der Graf geantwortet, »was sucht der Bube bei mir, dieweil er kostbarere Kleider trägt als ich? Wie kann er mir ein bös Gerüchte machen? Von mir kriegt er nicht mehr.«

Presbyter Bremens. bei Westphalen III, 107 ff. Albert Kranz, Saxon. X, 10.

2.

Graf Klaas hatte zu einer Zeit viele Schlösser auf Fünen inne, die ihm der König Waldemar in Pfand gegeben. Dieser aber versuchte mit einem großen Heer sie ihm wieder abzunehmen. Denn er belagerte die Burg Hakenschow, die Herr Benedict von Alevelde inne hatte, und war mit davor in eigener Person. Er versuchte es auf einen Tag, sie mit Sturm zu gewinnen, erst mit den Schildknechten, die ihrer Junker Panzer anhatten, und als die totgeschlagen waren, noch einmal mit den Bauern. Da sagten seine Edelleute und Hofgesinden zu ihm, warum er doch wollte sein Volk vergebens in die Wagschale hängen? ob er nicht sähe, daß man denen auf der Burg mit Bauern nicht möchte widerstehn oder sie erstürmen. Der König antwortete und sagte: »Ich sehe, daß ihr nicht daran wollet; so muß ich die dazu ansetzen, die ich dazu vermag. Der Schildknechte und Bauern Mutter ist nicht tot, deren sind noch mehr da.« Doch mußte der König von der Burg wieder abziehn, als viele Leute davor gefallen waren und er seinen Willen nicht schaffen mochte.

Weiter hatte Graf Klaas auf demselben Eiland Fünen eine Burg auf dem Manberge erbaut. Da erwartete er den König mit den Seinen jeden Tag. Eines Tages aber, da die Frau des genannten Herrn Benedict von Alevelde verstorben war und sollte begraben werden, hasteten die Holsten zu dem Begräbnis. Das ward der König gewahr und kommt mit seinem Heer zu dem Grafen Klaas und lieferte ihm eine Schlacht auf dem Manberge, und behielt das Feld und schlug zu Tode und griff viele Holsten. Graf Klaas verlor ein Auge im Kampfe und ward von einem dänischen Reiter gefangen. Der zog ihm den Panzer aus und ließ ihn geloben, daß er wieder käme, darauf er ihm erlaubte, zu gehen wohin er wollte. Der Graf kam zu einem Bekannten und entwich also wund vom Felde und kam wieder in sein eigen Land. Abends aber oder des andern Tages nach dem Siege wollte der König wissen, wie es in der Schlacht ergangen wäre und was er für Gefangene hätte. Da kam einer mit den Waffen, Schild und Panzer des Grafen Klaas. Der König, da er dieses sah, fragte, wo der geblieben, dem der Panzer gehört und wie er sich genannt hätte. Da antwortete der Mann und sagte, er hätte sich Klaas Holste von Rendsburg genannt. Der König antwortete: »Er hat sich den rechten Namen gegeben, aber hättest du ihn behalten, so wärest du seiner am sichersten gewesen.«

Presbyter Bremens. bei Westphalen III, 93 f. Huitfeld I, 513, dem Dahlmann folgt, gibt die Erzählung von Klaas Gefangennahme weniger sagenhaft, doch sehr übereinstimmend. Von dem vorausgehenden Ereignis weiß er nicht. Die ältere lateinische Chronik im Archiv I, 214 erwähnt die Gefangennahme kurz als ein Gerücht.

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