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441. Die Riesen bei der Flachsernte.

Spiel mit Steinen, vgl. zu Nr. 434.

In alten Zeiten wohnten bei Kembs Riesen oder Kämpen im Wasser; das Dorf hat von ihnen den Namen erhalten. Mitunter kamen sie heraus und spielten dann am Strand mit den großen Steinen, die da noch umherliegen, indem sie sie sich einander zuwarfen. Einst fanden sie bei solcher Gelegenheit, nicht weit von der Ostsee, Arbeiter, die eben mit dem Aufziehen des Flachses beschäftigt waren. Da fragten die Riesen sie: »Wat willt ji mit dat Kruut?« »Dar willn wi uns Hemden van maken«, antworteten die Leute. »Wo fangt ji dat denn an?« »Wi mœten irst den Flaß röupeln.« »Is dat denn all naug?« »Nä, denn mütt he irst röten.« »Un denn?« »Denn kümmt he up de Spree.« »Un denn?« »Denn wart he braakt.« »Un denn?« »Ward he swungen.« »Un denn?« »Ward he häkelt.« »Un denn?« »Ward he spunnen, un denn wêst; denn ward dat Linnen bleekt un unse Fruens sniden dat tau un neien dat tausamen un denn hebben wi irst Hemden.« Da meinten die Riesen, das wäre doch viel Mühe um nichts, und sie wären glücklich, daß sie nichts damit zu tun hätten.

Aus dem Lande Oldenburg durch Pastor Kählers Bericht Ms. an die Gesellschaft für vaterl. Altertümer. Dieselbe Erzählung aus der Gegend von Schleswig durch Kandidat Arndt so: Ein Riesenmädchen trifft eine Bäuerin beim Flachssäen. Sie bittet um ein Hemd. Die Bäuerin verspricht's ihr. Sie freut sich, als der Flachs keimt, blüht und endlich aufgezogen wird. Da meint sie, das Hemd sei fertig usw. Als ihr die Bereitung aber zu langwierig scheint, wirft sie ihre langen Brüste über die Schultern und springt in einem Satz über den nächsten Berg und verschwindet.

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