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445. Die Unterirdischen.

1.

Hansen, Beitr. zu d. Sagen der Nordfriesen S. 11. Philippsen, Sag. v. Föhr S. 15 ff. Heim. 13, 164 (»Die Odderbaantjes« auf Föhr). Zs. f. Volksk. 2, 407 ff. (Zwergsagen aus Nordfriesland). Carstens, Wanderungen durch Dithm. S. 44 ff. Fischer, Slesv. Folkes. S. 120 ff. Rasmussen, Sonderj. Sagn S. 9 ff. Auf Sylt gibt es ausführliche Erzählungen von dem Kampf zwischen Önderersken und Riesen; vgl. Hansen a. a. O. 23 ff. – Nach einer schriftl. Mitteilung aus Schwabstedt haben sich dort die Unterirdischen an einem Wall eine Höhle mit Schornstein gebaut; ein Grabender stieß auf eine halbe Tür und sah in der Höhle einen Tisch, einen Stuhl, ein Bett und eine Kaffeekanne. – Zum Licht beim Schatz: zu Nr. 134. Zum Auswettern des Schatzes: zu Nr. 322.

Unter der Erde, meist in alten Grabhügeln wohnen kleine Leute, die man in Holstein Dwarge oder Unnererske, auch auf Sylt Önnererske, aber auf Föhr und Amrum Önnerbänkissen nennt. Im dänischen Schleswig heißen sie Unnervœstöi oder Unnerborstöi, auch Biergfolk und Ellefolk.

Sie sind hier seit undenklichen Zeiten im Lande. Bei Heinkenborstel, im Amte Rendsburg, wohnten in dem großen Elsbag einmal solche Leute. Diese erzählten, daß sie schon vor der Erfindung des Bierbrauens gelebt hätten. Das ist ein ganz alter Berg, ein platter großer Stein liegt oben drauf und auf demselben steht eine Buche, deren Wurzeln erst über die Seiten des Steins in die Erde kommen. Darunter soll viel Geld liegen, früher hat hier auch oft ein Licht gebrannt.

Es ist aber ganz gewiß, daß es solche Unterirdische gibt. Eine alte Frau in Angeln hat es von ihrem Großvater gehört, daß er einmal, auf seiner Koppel, wo ein Riesenberg war, pflügend, gesehen habe wie ein unterirdisches Weiblein in einem weißen Hemdchen herausgekommen sei ihr Wasser zu lassen. Ms sie ihn aber erblickte, lief sie schnell davon.

Jedesmal fast, wenn im Pinnebergischen Hochzeit ist, so kann man merken, daß die Unterirdischen unsichtbar mit am Tische zwischen den Leuten sitzen; sie helfen ihnen essen und es wird an der Seite, wo sie sich aufhalten, noch einmal so viel verzehrt als auf der andern? die Speisen verschwinden nur so. Dasselbe tun sie auch im nördlichen Schleswig.

Auf Sötel zu Süden Horrsted wohnten sie früher auch. Der Schafhirte von Horrsted hat oft mit ihnen getanzt. Sie hatten dann viele goldene Ketten um sich und nötigten oft den Schafhirten in ihre unterirdischen Wohnungen zu kommen. Auf den Büschen in der Nähe hatten sie zuzeiten viel Leinenzeug ausgebreitet zum Bleichen oder zum Trocknen, auch viele goldene Gefäße zum Auswettern daran aufgehängt.

Sie können sehr bösartig sein. Einen Mann in Süderstapel, der mit den neuen Kolonisten ins Land zog, haben sie sein Leben lang verfolgt. Sie stahlen ihm einmal seinen Schimmel und brachten ihn erst wieder, als er lahmte.

Mündlich und nach verschiedenen Mitteilungen. In Absatz 3 vgl. Thiele, Danm. Folkes. II, 179. – Wenn ein Kind fällt und weint, so tröstet man es damit, es sei nicht Schuld daran, die Unterirdischen hätten es bei den Beinen gefaßt.

2.

Zur Feindschaft mit dem wilden Jäger vgl. zu Nr. 577. Als Feind der Unterirdischen gilt auch Donar, s. Mitt. d. anthropolog. Vereins 11, 7 f. – Überfahrt übers Wasser: zu Nr. 498. Kälbersterben und Verlegung des Stalls: Nr. 473 Anm. Kristensen 1, 1085. Lorenzen S. 11 ff. Auch in Tensbüttel bei Albersdorf wohnten die Unterirdischen unter dem Stall. Eine Bauersfrau saß im Stall zu melken; da hörte sie das Kind eines Unterirdischen weinen; gleich darauf stieß eine Kuh den Eimer mit Milch um, und das Kind war still: Carstens a. a. O. S. 44. – »Tischlein deck dich«: Nr. 455. 544. Heim. 13, 113 (aus Holzbunge). Taschenb. f. Reisende (1852) S. 98.

Jetzt gibt es keine Unterersche mehr, der wilde Jäger ließ ihnen keine Ruhe. Da haben sie zuletzt den Fährmann in Lübeck angenommen, daß er sie über das große Wasser (die Ostsee) setze. Einer von ihnen machte den Akkord und ehe sich's der Fährmann versah, war das ganze Schiff grimmelnd und wimmelnd voll von Untererschen, die alle mit wollten. Sie bezahlten aber gut und die Familie des Mannes hat noch ihren Reichtum von der Zeit her.

Als sie noch ihr Wesen hier hatten, konnte man in einem Hause in Stocksee durchaus keine Kälber groß ziehn, sie starben immer in den ersten Tagen. Da kam einmal, als die Leute wieder eins zugesetzt hatten, eine ganz kleine Frau heraus und sagte: »Leute, Kälber könnt ihr hier nicht groß ziehn, ich habe mein Bett gerade unter dem Stall. Wenn der Addel (die Mistjauche) herunterläuft, muß das Kalb sterben.« Da verlegten die Leute den Stall und das Unglück hörte auf.

Auch in Sebelin sind einmal mehrere Unterirdische hinter den Kühen im Kuhstall aus der Erde gekommen und haben geklagt: »De Trippeln sünd œwer de Troll.« Das sollte heißen, die Kühe stünden gerade über dem Bükkessel. Also büken Büken nennt man das Einweichen der Wäsche in einer heißen Lauge von Buchen- oder in der Marsch auch Bohnenstrohasche. die Unterirdischen auch.

Ein Bauer pflügte mit seinem Jungen. Da rochen sie, daß die Unterirdischen frisches Brot hatten. »Ach«, sagten sie, »hätten wir auch doch was ab!« Als sie nun die Wende wieder herumkamen, stand da ein Tisch gedeckt vor ihnen. Sie setzten sich nieder und ließen sich's wohl schmecken. Nach der Mahlzeit aber nahm der Junge die Messer weg, da wollte der Tisch gar nicht verschwinden, tat's auch nicht eher, als bis die Messer an ihren Ort gelegt waren. Und nach der Zeit haben sie nicht einmal wieder was gerochen, viel weniger also den Tisch zum zweiten Male gesehen.

Ein Rendsburger erzählt, es sei in seiner Familie lange ein ganz eigner Stein aufbewahrt gewesen, den man einst bei einem im Freien spielenden Kinde gefunden habe. Das Kind habe gesagt, ein ganz kleines Männchen hätte den Stein ihm gegeben, und es habe noch mit dem Finger auf die Stelle hingezeigt, wo das geschehen. Das Männchen aber war nachher nicht mehr zu sehen.

Durch Dr. Klander aus Plön. Vgl. Nr. 577. 498. 473 Anm. 455.

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