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541. Die gelbe Blume.

Licht beim Schatz s. zu Nr. 134. – Über den Mövenberg s. Nr. 204 und Jb. f. Ldk. 3, 445. Von verborgenen Schätzen weiß man auch sonst noch heute viel zu erzählen. Im »wilden Moor« bei Baale liegt ein Schatz vergraben, den sein früherer Besitzer, als Feuerkopf umgehend, sucht (Voß u. Schröder, Wacken S. 52); der Schatz im Gallberg bei Schwabstedt kann nur gefunden werden, wenn jemand dort mit 4 roten Hähnen pflügt (Meyer, Schwabstedt S. 28); auf dem Strietkamp b. Nienbüttel hat einmal ein Bauer eine silberne Stange ausgegraben, sie aber wieder vergraben, da der Schatz ihm keine Ruhe ließ; seitdem ist alles Suchen vergeblich; Schätze liegen ferner in den Hünengräbern bei Poppenbüttel (Heim. 9, 62), auf dem »Wörnsberg« zwischen Bramstedt und Schmalfeld, bei Wolfskrug im Tütenberg (Jessen u. Kock, Eckernförde S. 191), im Brunnen der Borgsumer Burg auf Föhr (Philippsen S. 58 f.). Eine schwedische Kriegskasse soll im Blocksberg bei Wacken vergraben sein; Hexen und Teufel suchen sie vergebens, da Gustav Adolf ein Kreuz daran gemacht hat (mündlich); vgl. auch Kristensen 4, 439. Ein russischer Kriegsschatz liegt im »fullen Rain« bei Kummerfeld (Pinneberg; mündlich, vgl. Nr. 6). Auf dem Barlter Viert liegt seit den Befreiungskriegen ein Schatz an einer Stelle, von der aus man die Kirchtürme von Barlt, Meldorf und St. Michaelisdonn »gleichwinklig zueinander sieht«. (Mündlich aus Barlt.) – Ein goldener Tisch liegt in einem Hünengrab bei Oldersbek (mündlich aus Winnert), ein goldenes Spinnrad im Hellnbarg bei Vaale (Zs. f. s.-h. Gesch. 15, 310), ein goldenes Kalb im Wodansberg bei Windbergen, ein goldenes Pferd an verschiedenen Stellen Dithmarschens (vgl. Urdsbr. 3, 16. Urqu. 6, 131. Carstens, Wanderungen S. 23), ein goldener Hirsch in der Domkirche zu Ratzeburg (Frahm 250), eine goldene Pflugkette bei Meldorf in einem Hünengrab. In Dithmarschen spricht man noch heute beim Abfahren eines Hügels davon, ob man wohl »dat golln Pêrd« oder »de golln Ploogkêd« finden wird. Im »Klöwenhügel« an der Grenze der Keitumgeest auf Sylt soll ein goldenes Schiff liegen, dessen goldene Anker in der nahen Marsch ruhen (Staatsb. Mag. 4, 66, Nr. 578). Im »Hundsknüll« (Vorland am Wesselburener Koog) soll man ein im Sand vergrabenes Schiff herausgegraben, aber nicht die erhofften Schätze, sondern nur Hundsknochen gefunden haben (mündlich aus Wesselburen).

König Abels Schloß in Schleswig, wo der Verrat an seinem Bruder Erich geschah, ist spurlos verschwunden. Doch findet man auf dem Möwenberg noch unter dem Grase alte Kellermauern: hier liegen seine Schätze. Man hat da Nachts Lichter und Flämmchen erblickt und Schatzgräber haben da oft ihr Glück versucht. Aber niemand ist doch noch zu den großen Schätzen gekommen.

Einmal aber in einer Nacht ging ein Mann an der Schlei herauf und wie er aufblickte, sah er auf dem Möwenberg ein helles Leuchten. Neugierig und erstaunt über das Wunder, folgte er dem Scheine; er merkte endlich garnicht, daß er über das Wasser ging und es unter seinen Füßen wie Eis hielt, bis das Leuchten immer heller und heller ward und er am Ende vor einem nie gesehenen großen Schlosse stand. In dem Schloßhof aber sah er eine wunderbare gelbe Blume, die vor allem leuchtete und den Glanz verbreitete. Er brach sie ab und ging damit näher zum Schlosse, erst ging er rund herum, dann trat er ein; in dem Schlosse aber fand er alle Türen verschlossen; sobald er aber die Blume daran hielt, sprangen sie auf. Er ging so durch alle Gemächer, eines war immer herrlicher als das andre. In dem letzten fand er endlich ein prächtiges Mahl angerichtet und nachdem er sich niedergesetzt und nach Herzenslust gegessen und getrunken hatte, stand er auf und wollte wieder gehen. Da rief ihm eine Stimme zu: Vergiß das Beste nicht! Er sah sich um und erblickte niemand; unter all den Kostbarkeiten aber, die auf dem Tische standen, deuchte ihm nichts schöner als ein großer silberner Becher von gar künstlicher Arbeit. Da rief es zum zweiten Male: Vergiß das Beste nicht! Aber er langte nach dem Becher und wollte fortgehen; da rief es zum dritten Male: Vergiß das Beste nicht! Er sah sich noch einmal im Saale um, aber da er nichts Schöneres fand, behielt er den Becher und ging damit über das Wasser nach der Stadt zu. Als er nun auf dem Lande sich umwandte, war das Schloß und alle seine Herrlichkeit verschwunden und nie hat er es wieder gesehen. Erst nach hundert Jahren blüht in einer Nacht die gelbe Blume wieder und ein Glücklicher kann das Schloß erreichen und es öffnen. Den Becher aber behielt der Mann und der ist nachher in die Silberkammer auf Gottorp gekommen, wo alte Leute ihn noch gesehen haben. Die Sachen sind jetzt alle nach Kopenhagen gebracht worden.

Durch Herrn Pfingsten. Sonst ist es fast immer eine blaue Blume, die Schlüsselblume. Bechstein, Thüring. Sagen I, 145. III, 171. 211. Fränk. Sagen S. 66. Harrys, Sagen Niedersachsens (Harz) II, 23. Grimm, Deutsche Sagen Nr. 9. 303. 314. – Man sagt auch so: Wenn ein keuscher Jüngling und ein braver Ehemann zusammen durch den unterirdischen Gang gehen, der von Graf Moltkes Haus nach dem ehemaligen Schloß auf dem Möwenberge führt, und alles vollbringen, was ihnen dort aufgetragen wird, so soll König Abels Schloß in aller seiner Pracht wieder erstehen.

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