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305. Geister gebannt.

1.

Ausführlich plattd. erzählt mit einigen neuen Zügen: Biernatzki, Volksbuch 1849 S. 121 f. Ähnlich aus Ornum bei Kock, Schwansen2 S. 158. Nach der Fassung im Volksbuch wird die Sagerfrau schließlich in eine große Eiche auf der »Kösterwiesch« hingemahnt; seitdem ist es dort nicht geheuer; vor heiligen Zeiten hört man Heulen und Schreien; hängen die Mäher ihre »Mattpasen« in den Baum, so liegen sie gleich darauf über die ganze Wiese zerstreut; Kühe, die dort gehen, müssen vor Sonnenaufgang gemolken werden; nachher sind sie nicht mehr zu finden. – Einzelne Züge kehren beim Geisterbannen immer wieder: das Wegschlagen des Buches (Nr. 303, 1 u. 4. Kock a. a. O. 158. Biernatzki a. a. O. 122. Kristensen 5, 710; vgl. Nr. 234, 2; 410), das Zwiegespräch zwischen Geist und Beschwörer (Biernatzki 122. Nr. 410. 411. 234, 2 Anm.; vgl. Fischer, Slesv. Folkes. S. 194), der Wunsch des Geistes nach einem bestimmten Bannort (Nr. 305, 1: Brücke; Biernatzki 122: Treppe – Hundehaus – Brücke; Nr. 410. 411). – Zum Tragen des Wagens durch den Geist: zu Nr. 279. – Mißlungene Geisterbannung durch falsche Beschwörung: Jb. f. Ldk. 10, 46. Kristensen 4, 950. 5, 753. Eine Frau in Kogsbøl sinkt beim Beschwören bis zum Gürtel in die Erde; eine Tonne wird über sie gestülpt und eine Mauer darum gezogen; wenn die Hirtenjungen mit ihren Stecken gegen die Mauer schlagen, tönt es von drinnen: Slå Hardt. Der Geist hofft, daß die Mauer fällt: Kristensen 4, 793. Vgl. Fischer, Slesv. Folkes. S. 195. – Austreiben eines bösen Geistes aus einem Leichnam: Jb. f. Ldk. 4, 153 f. (aus Nordstrand). – Zur Anmerkung: Raben und Krähen vgl. Nr. 317 Abs. 3. 334 Anm. 568. Kristensen 6, 239 ff. (beim Lesen im Cyprianus füllt sich die ganze Stube mit Krähen), Urdsbr. 2, 99 aus Lunden: Eine Krähe beschwert einen Torfwagen so stark, daß die Pferde ihn nicht mehr ziehen können (vgl. Nr. 279). Krähen sind verwünschte Mädchen oder Nonnen: S.-Holst. gemeinnütz. Almanach 1812 S. 36. – Gespenst mit einem Pfahl in den Grund gebannt: Nr. 305, 2. Kristensen 5, 794. 1041. Kamp, Danske Folkeminder (1877) S. 142. Jb. f. Ldk. 4, 154; 10, 46; vgl. Nr. 563, 1.

Der Herr von Zago auf Satrupholm war nicht weniger grausam gegen seine Dienstboten und Gutsuntergehörigen als seine Frau, die böse Frau von Zago. Gleich nach seinem Tode ging ein Rumoren und Poltern im Schlosse an; sein unseliger Geist tobte umher, schlug und quälte die Schlafenden und drang endlich ins Schlafzimmer der Frau. Da ward ein damals besonders berühmter Prediger aus Adelbye bei Flensburg, dem früher schon mehrere Male es geglückt war Geister zu bannen, herbeigerufen. Er versprach mit Zuversicht auch hier Ruhe zu schaffen. Gegen zwölf Uhr ging er mit der Bibel unter dem Arm in das Zimmer, wo sich der Spuk immer zuerst zeigte. Als die Uhr geschlagen, ließ sich sogleich ein schallendes Gelächter vernehmen und der Geist trat ein. Der Prediger öffnete die Bibel und las die Stellen laut her, die sonst von Erfolg gewesen waren. Aber der Geist kam auf ihn zu und schlug ihm das Buch aus der Hand und der Geistliche konnte froh sein noch mit heiler Haut davon zu kommen. Der Spuk im Schlosse ward darnach noch doppelt so arg; man war nahe daran das Schloß ganz zu verlassen, als noch eben zur rechten Zeit Hilfe kam.

An einem Abend kam ein von der Universität relegierter Student der Theologie im Wirtshause in Satrup an und bat um Nachtquartier. Nach langem Weigern gewährte der Wirt es ihm. Unter den übrigen Gästen kam bald die Rede auf den Spuk und einer erzählte alles genau; der Student hatte aufmerksam zugehört und er erbot sich nun sogleich, den Spuk zu bannen. Er ward in dasselbe Zimmer geführt, wo der Prediger seinen Besuch gemacht hatte. Bald kam der Geist. Der Student hielt ihm erst eine lange Strafpredigt und stellte ihm alle seine Schandtaten vor. Darauf erwiderte der Geist, wer sich zum Strafprediger aufwerfe, müsse erst selbst rein sein; er, der Student, habe einmal beim Bäcker Semmeln gekauft, sei aber ohne bezahlt zu haben davon gegangen. Der Student griff sogleich in die Tasche und warf dem Geist den schuldigen Schilling zu; darauf mußte dieser schweigen. Nun hielt der Student ihm das hellige Buch hin und forderte ihn auf, es ihm aus der Hand zu schlagen; aber der Geist konnte es nicht und mußte sich für überwunden erklären; nur eine Bitte hatte er noch, daß er unter der Zugbrücke seinen Platz nehmen dürfe. Allein die Bitte fand kein Gehör: der Geist hätte da sicherlich die Vorübergehenden nicht in Ruhe gelassen, und schon war eine große hohle Buche, nördlich vom Schlosse, als Verbannungsort ausersehen. Der Kutscher war schon bereit, Geist und Geisterbanner dahin zu fahren, als dieser ihm erst befahl, das Hinterrad abzuziehn und in den Wagen zu werfen. In vollem Galopp ging's nun zum hohlen Baum und der unglückliche Geist mußte bis dahin die Achse tragen; dann mahnte ihn der Student schnell hinein. Seit der Zeit war Ruhe im Schloß. Viele Jahre später wollte ein neuer Besitzer, alles Widerratens ungeachtet, den gefährlichen Baum fällen lassen. Aber die Knechte kamen bald wieder zurück und meldeten, daß keine ihrer Äxte gegen den steinharten Baum hielte. Da erbot sich der Schmied in Ausacker, der was von der Kunst verstand, die Beile zu schärfen. Es gelang nun den Baum zu fällen; aber kaum stürzte er, als eine ungeheure Schar von Uhus und Eulen herbeigezogen kam und mit entsetzlichem Geheul lange die Luft erfüllte.

Herr Organist Schmidt in Fahrentoft in Angeln. Vgl. Nr. 60. – Ähnlich wird erzählt, daß einmal ein Herr die unterirdischen Gänge bei Puttlos, siehe Nr. 37, 2. habe öffnen lassen, dabei der Kutscher vor Schreck sogleich starb, der Schmied und Vogt bald nachher. Als man eine große eiserne Tür gesprengt, sei ein großer Schuhu herausgeflogen und habe sich aufs Herrenhaus gesetzt. Man habe einen katholischen Priester aus Wien holen müssen, der erst, aus einem kleinen Katechismus lesend, den Vogel wieder habe zur Ruhe bringen können. – Auch als man in Nübel in Sundewitt einen dicken Eichenstmnm auf dem Hofe eines Vohlmanns herausnahm, ward Hofraum, Scheune und Haus voll von Krähen und Raben. Erst als man den Pfahl, unter den ein Gespenst gebannt war, wieder einsteckte, wurden sie ruhig. Dritter Bericht der Gesellschaft für Altertümer S. 23. – In dem Schlosse Nütschau im östlichen Holstein hängt ein großes Schloß an starken Ketten im Schornstein. Herunternehmen darf man es nicht; sonst entsteht ein furchtbares Gerappel und Gepolter in allen Zimmern, daß man nirgends aushalten kann. Mündlich.

2.

Kristensen 5, 794 von Alsen.

Der Besitzer von Südergaard hatte sich ungerechter Weise ein Torfmoor zugeeignet, das zum Gute Küxbüll gehörte. Darum hatte er im Grabe keine Ruhe. Man fragte endlich den Toten, was ihn beunruhige? Er antwortete, solange das Moor an den Besitzer von Küxbüll nicht zurückgegeben sei, werde er umgchen müssen. Als die Antwort der Familie des Gestorbenen bekannt ward, sagte der, dem nun der Hof gehörte: »Lieber eine Seele verdammt, als die ganze Familie beschämt!« und behielt das Moor. Das Gespenst ward endlich an der Tür des Schafstalles zu Südergaard mit einem Pfahl in den Grund gebannt. Der Pfahl aber stand bei dem Öffnen der Tür nicht wenig im Wege; er bekam deswegen oft einen Stoß und fing an sich zu lösen. Einst hatte eine Magd ihm einen kräftigen Stoß gegeben; da rief es unter dem Pfahl: »Noch einen Ruck!« Erschrocken lief sie zu ihrer Herrschaft und erzählte was sie gehört. Da ließ man den Pfahl vollends in den Grund rammen, und seit der Zeit ist das Gespenst gefesselt. Man zeigt in der Wiedingharde in der Gegend bei Tondern und auch im Dänischen viele Pfähle, worunter Wiedergänger gebannt sind; so auch einen in der Scheune des Pastorats zu Medelbye. Man hütet sich sie anzurühren.

Durch Herrn Schullehrer Hansen auf Sylt etc. – Thiele, Danm. Folkes. II, 99. 169 f.

3.

Auf dem Heiligenhafener Felde war ein Loch oder eine Wiese; darinnen befanden sich zwei verwünschte Leute, und machten nachts so viele Unruhe und ängstigten die Vorübergehenden, daß die Heiligenhafener endlich einen Mann aus Oldenburg beriefen, der das Geisterbannen verstand. Es war am hellen Mittage. Ein Mädchen hütete auf dem Sulsdorfer Felde die Schafe und stand eben am Heiligenhafener Weg, als der Mann in scharfem Trabe angeritten kam und ihr sagte, es würden gleich zwei Menschen kommen; sie sollte sich aber hüten auf ihre Fragen zu antworten. Darauf jagte er eilig weiter, und bald kamen zwei ganz nackte Menschen angelaufen, deren Haare zusammengeknotet waren. Da erschrak die Dirne und lief davon so schnell sie konnte, und die nackten Menschen mußten dem Geisterbanner nacheilen, der sie nach dem Oldenburger Brook brachte, oben auf den Bungsberg, wohin früher selten jemand kam. Da sollen noch sonst manche Verbannte gewesen sein.

Herr Schullehrer Knees in Neumünster.

4.

s. zu Nr. 298.

In Ringsberg, Kirchspiel Munkbrarup, hatte ein Bauer den Grenzstein verrückt. Als er gestorben war, mußte er immer um den Stein herum wandeln oder ganze Nächte darauf sitzen, und ward von vielen gesehen. Das war den Verwandten unangenehm, und sie wollten gerne, daß er zur Ruhe käme. Sie baten daher einen Prediger in der Nachbarschaft, der als Geisterbanner berühmt war, dem Geist zur Ruhe zu verhelfen. Der Prediger versprach's. Als es Abend geworden war, sagte er zu seinem Knechte, er solle anspannen, setzte sich dann zu ihm auf den Wagen und ließ ihn nach dem Moore fahren, aber gebot ihm, doch ja nicht sich umzusehen, es passiere auch, was da wolle. Der Knecht fuhr los und merkte bald, daß der Wagen sehr schwer ging und die Pferde viel zu ziehen hatten, doch sah er sich nicht um. Auf dem Moore stieg der Prediger ab, zog ein Buch aus der Tasche und fing an darin zu lesen. Sogleich kamen viele Geister herbei, auch der wandelnde Geist des Bauern; einer schlug dem Prediger das Buch aus der Hand. Gleich griff dieser in den Busen und zog ein zweites heraus, das ward ihm auch aus der Hand geschlagen. Er nahm ein drittes und das mußten sie ihm lassen. Da sah der Knecht, der auf dem Wagen saß, wie nun, während der Prediger las, der Geist des Bauern immer kleiner und kleiner ward und zuletzt ganz versank und verschwand. Die andern Geister aber tummelten gar gewaltig durcheinander, solange bis auch sie verschwanden. Da stieg der Prediger wieder auf den Wagen, ließ den Knecht umwenden und nach Hause fahren, gebot ihm aber nochmals, nicht zurückzusehen. Anfangs ging's auch gut; sie waren aber noch nicht weit gefahren, als der Knecht merkte, daß es hinten hell ward, als wenn der Wagen voll Feuer wäre. Unwillkürlich sah er sich um, dafür aber blieb ihm Zeitlebens der Kopf verdreht auf dem Rumpfe sitzen.

Durch Herrn Schullehrer Boysen in Bistensee. – Bei Rödding, Amt Hadersleben, ging ein Adliger spuken, wo jetzt Röddingkroe liegt. Aber der Prediger mahnte ihn hinunter. Man sagt, daß ebendaselbst jährlich ein Unglück geschieht an Menschen oder Vieh. Rhode, Haderslev-Amt Beskrivelse S. 450.

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