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538. Das Fräulein in der Wittorfer Burg.

Über Herrn v. Wittorf: Nr. 551. 569. – Schlüsselbund: Nr. 532. – Stillschweigen beim Schatzgraben: zu Nr. 322. – Zum Schluß: zu Nr. 153. – Zur Anm. vgl. Nr. 596.

Wo die Schwale und Stör zusammenfließen, nicht weit von Neumünster, steht jetzt ein kleines Gehölz, früher aber stand hier die Burg des Herrn von Wittorf. Ihr Wall ist noch sichtbar. An seiner innern Seite findet man eine Höhlung, die früher wie eine Laube von Bäumen überschattet war, darin ist ein Schatz vergraben, der von einer verwünschten Prinzessin bewacht wird. Sie kommt Nachts zwischen zwölf und eins hervor und läßt sich sehen; es ist eine hohe Gestalt mit einem Bund Schlüssel in der Hand. Der Schulmeister von Padenstede wußte einst um den Schatz, und daß er nur zwischen zwölf und eins zu bekommen sei. Darum stellte er sich zur rechten Zeit bei der Burg ein und traf die Prinzessin. Sie redete ihn an und sprach: »Wenn du mich erlösest, so kommt das Schloß, das hier früher stand, mit dem Schatze wieder hervor. Du erhältst die Schlüssel und alles ist dein. Ich kann aber nur erlöst werden, wenn du den Mut hast, erst einen Frosch, dann einen Wolf und dann eine Schlange zu küssen.« Der Schulmeister war dazu bereit. Die Prinzessin ging ihm aus den Augen und gleich erschien ein großer häßlicher Frosch; das war die Prinzessin selber, aber der Schulmeister wußte es nicht, doch küßte er den Frosch. Darauf ging ihm der Frosch wieder aus den Augen und ein Wolf erschien, der ganz grimmig aussah; und das war wieder die Prinzessin. Der Schulmeister aber war sehr beherzt und küßte auch den Wolf. Sogleich ging ihm nun auch der Wolf aus den Augen, und da rasselte eine Schlange hervor; das war wieder die Prinzessin. Die Schlange aber war ein solches Ungeheuer und rappelte so schrecklich hin und her, daß dem Schulmeister ganz angst und bange ward und er sich ohne langes Besinnen schnell in die Flucht gab. Darnach haben es nun viele versucht, den Schatz zu heben, ohne zu küssen. Es ist aber niemand noch gelungen. Ein Weber aus Neumünster hatte ihn einmal schon beinahe heraus, da vergaß er sich und sprach vor sich hin. Augenblicklich versank der Schatz und er behielt nur den Griff des Kastens in der Hand, der nachher in der alten Kirche zu Neumünster angeschlagen ward, wo ihn noch viele alte Leute gesehen haben. Man hat auch mehrmals versucht, einen Weg über den Burgplatz nach der daranstoßenden Wiese zu graben, aber man mußte bald davon ablassen; denn was man am Tage grub, ward in der Nacht alles wieder in seine frühere Ordnung gebracht.

Durch Herrn Schullehrer Knees in Neumünster. Man vergleiche Mones Anzeiger III, 89. VII, 476 und Ulrichs von Zatzichofen Lanzelet V. 7817 ff. – Drei Schatzgräber haben einen vergeblichen Versuch in der Wittorfer Burg gemacht. Als sie aus dem Holze kamen, begegnete ihnen eine weiße Gestalt, hielt ihnen eine Tafel entgegen und fragte, ob sie sich schriftlich verpflichten wollten, die Hälfte des Schatzes einem Manne in London zu geben, dann sollten sie die andre Hälfte haben. Einer, über den mißglückten Versuch ärgerlich, sagte gleich nein. Da verschwand die Gestalt und alle drei konnten sich nie wieder auf den Namen des Mannes in London besinnen.

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