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Die Gemeinde von Herzhorn war erst willens, die Kirche an dem Ort zu bauen, wo jetzt Theis Moor sein Haus stehet. Man hatte auch das Bildnis St. Annen und die Materialien zum Bau schon an die Stätte geführet. Wie die Bauleute nun an einem Morgen dahin kommen, fanden sie das Bildnis daselbsten nicht, sondern es war des Nachts dahin gewandert, wo jetzt die Kirche steht. Hoben darauf das Bild von der Stelle auf; aber, ob es gleich nur klein war, war es doch von solcher Last, daß ein Wagen mit zwei Pferden es kaum von der Stelle bringen konnte. Des andern Morgens wurden die Bauleute wieder gewahr, daß St. Anna abermals von der Stätte gewandert sei; und wie sie sich nach dem vorigen Ort begaben, und das Bild wieder an den bestimmten Ort bringen wollten, machte es sich dermaßen schwer, daß nicht acht Pferde es bewegen konnten. Da merkten die Einwohner, daß St. Anna alldort wollte ihr Haus gebauet haben; haben auch darauf ihren Willen vollbracht und die Kirche gebauet, wo sie anitzo stehet.
Aus Hieronymus Sauckes Stormaria oder Hardeshornische Chronik (im Kirchenarchiv zu Herzhorn) S.109. – Auch in Neuendorf, vormals Langenbrook, bei Glückstadt erzählt man, daß man sich nicht einig über den Bauplatz der Kirche werden konnte. Man wollte die Mutter Gottes selber den Streit entscheiden lassen und stellte ihr Bild auf den Platz, den eine Partei gewählt hatte, und bat die Jungfrau inständig um Entscheidung. Am andern Morgen fand man das Bild ganz am östlichen Ende des Kirchspiels, wo jetzt die Kirche steht, so daß die westlichen Bewohner dahin einen Weg von zwei Stunden haben. – Vgl. Bechstein, Fränk. Sagen 82. 94.
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