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577. Der Wode.

In Stapelholm erzählt man, daß der wilde Jäger in einer Kutsche durch die Luft fährt und nach den Seelen ungetaufter Kinder (s. zu Nr. 494) jagt (Heim. 8, 113). – Über die Verschmelzung des Wode mit St. Bartholomäus s. Jb. f. Ldk. 4, 286. – Wenn man in den Zwölften abends die Tür nicht zuhält, kommt leicht ein Hund Wodes hinein, und den muß man dann das ganze Jahr füttern, bis er sich der Jagd wieder anschließt: Jb. f. Ldk. 4, 161. 284. Nd. Jb. 1, 101 (aus Müssen in Lauenburg); vgl. Nr. 564. – Zur Feindschaft Wodes mit den Unterirdischen vgl. Nr. 445, 2. Nach Urqu. 1, 68 lebt er in Feindschaft mit den »gêlen Wiwern«, die den Menschen schaden und ihnen ihre Kinder stehlen (aus der Gegend von Lübeck). Vgl. noch Mannhardt, Feld- und Waldkulte2 S. 123. Kristensen 2 C, 84. – Zum Zusammenbinden an den Haaren: Nr. 305, 3; zum Waschen: zu Nr. 480.

Den Wode haben viele Leute in den Zwölften und namentlich am Weihnachtsabend ziehen sehen. Er reitet ein großes weißes Roß, ein Jäger zu Fuß und vierundzwanzig wilde Hunde folgen ihm. Wo er durchzieht, da stürzen die Zäune krachend zusammen und der Weg ebnet sich ihm; gegen Morgen aber richten sie sich wieder auf. Einige behaupten, daß sein Pferd nur drei Beine habe. Er reitet stets gewisse Wege an den Türen der Häuser vorbei und so schnell, daß seine Hunde ihm nicht immer folgen können; man hört sie keuchen und heulen. Bisweilen ist einer von ihnen liegen geblieben. So fand man einmal einen von ihnen in einem Hause in Wulfsdorf, einen andern in Fuhlenhagen auf dem Feuerherde, wo er liegen blieb, beständig heulend und schnaufend, bis in der folgenden Weihnachtsnacht der Wode ihn wieder mitnahm. Man darf in der Weihnachtsnacht keine Wäsche draußen lassen, denn die Hunde zerreißen sie. Man darf auch nicht backen, denn sonst wird eine wilde Jagd daraus. Alle müssen still zu Hause sein; läßt man die Tür auf, so zieht der Wode hindurch und seine Hunde verzehren alles, was im Hause ist, sonderlich den Brotteig, wenn gebacken wird.

Einst war der Wode auch in das Haus eines armen Bauern geraten und die Hunde hatten alles aufgezehrt. Der Arme jammerte und fragte den Wode, was er für den Schaden bekäme, den er ihm angerichtet. Der Wode antwortete, daß er es bezahlen wolle. Bald nachher kam er mit einem toten Hunde angeschleppt und sagte dem Bauern, er solle den in den Schornstein werfen. Als der Bauer das getan, zersprang der Balg und es fielen viele blanke Goldstücke heraus.

Der Wode hat einen bestimmten Weg, den er alle Nacht in den Zwölften reitet. Der geht rings um Krumesse herum über das Moor nach Beidendorf zu. Wenn er kommt, so müssen die Unterirdischen vor ihm flüchten, denn er will sie von der Erde vertilgen. Ein alter Bauer kam einmal spät von Beidendorf und wollte noch nach Krumesse; da sah er, wie die Unterirdischen daher gelaufen kamen. Sie waren aber gar nicht bange und riefen: »Hüt kann he uns nich krigen, he sall uns wol gaan laten, he hett sik hüt morgen nich woschen.« Als der Bauer nun etwas weiter kam, begegnete ihm der Wode, und der fragte ihn: »Wat repen se?« Der Bauer antwortete: »Se seggt, du hest di van morgen nich woschen, du sast se wol gaan latent Da hielt der Wode sein Pferd an, ließ es stallen, saß ab und wusch sich damit. Nun stieg er wieder auf und jagte den Unterirdischen nach. Nicht lange darauf sah ihn der Bauer zurückkommen; da hatte er sie mit ihren langen gelben Haaren zusammengebunden und zu jeder Seite mehrere vom Pferde herabhangen. So hat er die Unterirdischen verfolgt, bis sie jetzt alle verschwunden find. Deshalb jagt er auch nicht mehr auf der Erde, sondern oben in der Luft.

So erzählte dies ein alter achtzigjähriger Mann in Krumesse, der auch stillen und böten kann. Der Wode ist in ganz Lauenburg bekannt und überall schließt man vor ihm die Türen in der Weihnachtszeit.

Herr Kandidat Arndt. – Unterirdische haben keine gelben Haare; es sind ohne Zweifel die Moosleute und Waldfrauen gemeint. Siehe Mythol. S. 881. 1231. – Wolf, Niederl. Sagen Nr. 258. Grimm, Deutsche Sagen 47. 43. Börner, Orlagau S. 212. Die Mecklenburger Sagen Mythologie S. 876-879. Thiele II, 122.

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