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Es greift der Sänger in die Leier,
Er singt ein wunderbares Lied,
Und diesen Zauberklängen lauschend
Wirst du des Lauschens nimmer müd.
Du stehst auf hoher Felsenkante,
Gelehnt an die Kapellenwand,
Zu deinen Füssen ausgebreitet
Schaust du das zaubrisch schönste Land.
Doch diese lieblich grünen Thäler,
Hier von Olivenwald bedeckt,
Und dort von blühenden Orangen,
Und Oleandern fast versteckt.
Die edle weisse Bergeslinie
Die majestätisch sich erhebt,
In's Ätherblau, wo hin und wieder
Ein leichtes Silberwölkchen schwebt.
Den Blick nur fesselt dir dies alles,
Denn deine Seele lauscht dem Klang,
Der Leier wunderbaren Tönen,
Dem milden brausenden Gesang.
Und soll ich dir den Sänger nennen?
Es ist der mächt'ge MaestralEin Wind in Corfu.
Und seine Leier sind zwei Meere,
Sein Lied der Purpurwogen Schall.
Er schlägt mit Macht in beide Meere,
Es dröhnt sein Lied so siegbewusst,
Wie wild anschwellende Accorde
Von überird'scher Liebeslust.
Dann wieder scheint er leis zu weinen,
Ob deinem Haupt im dunklen Hain
Der hohen trauernden Cypressen,
Die sich um die Kapelle reih'n.
Er weint; und deiner Seele Klagen
Eint unbewusst sich diesem Klang,
Der wie ein längstvergess'nes Märchen,
Wehmütig eben dich durchdrang.
Das Lied verhallt, und Nebel decken
Mit grauen Schleiern Scheria'sAntiker Name für Korfu. Bild;
Und deiner Seele wildes Sehnen
Wird nie und nimmermehr gestillt.
In langen schlummerlosen Nächten
Da tönt wohl etwas an dein Ohr,
Aus weiter Ferne diese Töne,
Was lockte wied'rum sie hervor?
Des Liedes Echo ist's gewesen,
In deiner Seele wohnt es nun,
Und lässt sie nimmermehr genesen –
Das Echo lässt sie nie mehr ruhn!
Garuna, den 30. Oktober 1888
Es rauschen die Wogen, es rauschet das Meer,
Der Abendwind treibt sie an's Ufer daher.
Wo purpurn die Sonne am Horizont sank,
Da segeln nun goldene Wolken entlang.
Schwarz hebt sich der Felsen zerriss'nes Gestein,
Und rahmet die liebliche Bucht unten ein;
In weichen Contouren hinab bis zum Strand
Umziehen Oliven das welligte Land,
Und dunkle Cypressen, die ragen hervor,
Und blicken wie trauernd zum Himmel empor.
Da taucht aus dem Meere mit schimmerndem Licht
Der Stern, dessen Namen die Liebe umflicht,
Der Stern, wo der Hehre, der HerrlichsteAchill weilt,
Zu dem meine Seele beflügelt einst eilt.