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Dies ist die Erinnerung an eine heitere Episode, die sich 1877 während Elisabeths Reitaufenthalt in Combermere abspielte. Einzelheiten (wie eine wesentlich kürzere Fassung dieses Gedichtes) kennen wir aus dem Erinnerungsbuch der Gräfin Marie Wallersee-Larisch, die im Tross der Kaiserin reiste. Sie hatte den Auftrag, in einem durch eine Stiege getrennten Raum zu warten, während der Prince of Wales, der ein Bewunderer der Kaiserin Elisabeth war, seine Aufwartung im Salon der Kaiserin machte. Marie Larisch: »Plötzlich rief sie [Elisabeth] meinen Namen, ich ... eilte die Treppe hinauf. Oben an der Balustrade stand meine Tante, hielt sich das Taschentuch vor den Mund, an ihren Augen vorbei sah ich, daß sie mit dem Lachen kämpfte. An mir vorbei jedoch kam der Prinz, ziemlich eilig, wie es mir schien, und hatte für meine Verneigung nur ein kurzes Kopfnicken ... Kaum daß man unten die Türe etwas hastig ins Schloß fallen hörte, brach die Kaiserin in ungehemmte Heiterkeit aus. Auf meine erstaunte Frage lachte sie nur noch mehr und sagte: ›Nein, Marie! Frage mich nicht. Ich kann es dir doch nicht sagen, du würdest es gar nicht verstehen.‹« Aufklärung bringt dieses zehn Jahre später verfaßte Gedicht.
»May I come to tea to-day?«
Sprach der Prinz zur schönen Lady,
»Himmlisch ist's in Ihrer Näh'!«
»If your Highness will be steady.«
Und die Schöne knickst dabei.
»Nun um elf bin ich so frei!«
Drawing-room mit blauem Plüsch
Himmelfarbig ausgeschlagen,
Rosen duften bunt und frisch,
Wie sich's ziemt an Julitagen.
Ziseliertes Silber ziert
An den Wänden Bilder, Spiegel,
In der Ecke ist placiert
Ein Erard'scherSébastien Érard (1752–1831), berühmter französischer Klavierbauer. offner Flügel.
Bronze und Meissner Porzellan
Schmücket Tische und Stellage;
Dort ein imitierter Schwan
Spreizt die Flügel in der Nage.Franz.: à la nage – schwimmend, beim Schwimmen.
Durch des Erkers offne Thür
Kann die Abendluft kaum dringen;
Sammt und Spitzen thun sich hier
Dicht zum Vorhange verschlingen.
Mit der höchsten Elegance
Sind viel kleine sammtne Stühle,
Gartensitze aus Fayence
Und auch üppig weiche Pfühle
Unsymetrisch rings verstreut,
Und dem ganzen schönen Bilde
Eine grosse Ampel leiht
Ihre Strahlen, sanft und milde.
Sanft und milde fällt ihr Licht
Auf die breite Ottomane,
Wo mit rosigem Gesicht
Ruht des Hauses schöne Dame.
In dem Spitzen-Negligée
Ist sie reizend anzuschauen,
Während lässig jetzt den Thee
Ihre weissen Finger brauen.
Im Fauteuil, dicht neben ihr,
Sitzt der Prinz; mit seinen Blicken
Zu verzehren scheint er schier
Sie, die schön bis zum Entzücken.
Immer näher rückt er hin,
Endlich hält er sie umschlossen.
Sollen wir den Vorhang zieh'n
Über gar zu dreiste Posen?
Nein, es wird nicht nötig sein;
Unser Prinz von hohem Namen
Brannte an Cupidos Schrein
Schon zu reichlich seine Flammen.
Doch ein Held zu jeder Zeit,
Gibt er sich nicht selbst verloren,
Gleich dem Fechter feinte-bereit,Verstellung, Finte, Täuschung.
Spitzt er plötzlich seine Ohren:
»There's somebody coming upstairs!«
Doch in solcher Reize Näh'
Kann sein Herz sich nicht calmieren,
Um die anmutvolle Fee
Muss er wieder feraillieren.Fechten, mit dem Säbel rasseln, Händel suchen.
Siegerhoffend, ohne Ruh'
Stürmt er, wie das Meer am Lido,
Doch die kalte Schulter zu
Wendet ihm auch jetzt Cupido.
Um der Lady Rosenmund
Züngeln schon des Lächelns Schlangen:
»Highness, trotz der späten Stund'
Deucht es mir auch jetzt mit Bangen,
There's somebody Coming upstairs!«