Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Am 22. Mai 1887 machte Elisabeth von Ischl aus einen Kurzbesuch in München. Hier loderte wieder ihr Haß gegen den Prinzregenten Luitpold auf, dem sie vorwarf, am Tod König Ludwigs II. mitschuldig gewesen zu sein (S. 156). Wegen der engen Verwandtschaft mit den Wittelsbachern (Luitpold war außerdem der Schwiegervater von Elisabeths ältester Tochter Gisela) brachte Elisabeths unerbittliche Haltung nicht geringe familiäre Komplikationen mit sich.

Der Prinzregent.

Seht den heuchlerischen Alten!
Drückt ihn sein Gewissen nicht?
Thut so fromm die Hände falten,
Sauersüss ist sein Gesicht.

Wie sein langer Bocksbart wackelt!
Falsch're Augen sah man nie;
Ist sein Hirn auch ganz vernagelt,
Steckt es doch voll Perfidie.

Seinen Neffen, seinen König
Stiess er tückisch von dem Thron;
Doch dies ist ihm noch zu wenig,
Säh' sich dort gern selber schon.

Könnt ihr auch noch dies ertragen
Bayerns Volk, dann seid ihr's wert,
Dass, am Pranger angeschlagen,
Ihr in Ewigkeit entehrt!

Eh' sie ihn zum König salben,
Stürzt mit donnerndem Gekrach
Wenigstens ihr, stolze Alpen,
Tötend über Bayerns Schmach!


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