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Elisabeths Intimfeindin in der Wiener Gesellschaft war Fürstin Pauline Metternich, die Gattin des ehemaligen österreichisch-ungarischen Botschafters in Paris. Pauline war nicht nur politisch, sondern auch sozial engagiert. Unermüdlich arbeitete sie, um Spenden für die Notleidenden zu sammeln, vornehmlich mittels luxuriöser Wohltätigkeitsveranstaltungen. Sie war stets mondän gekleidet und hielt sich viel darauf zugute, die »Wiener Mode« zu machen, das heißt, in Modefragen für die Wiener Gesellschaft tonangebend zu sein. Elisabeth setzte diesem Modekult ihr Ideal von »Natürlichkeit« entgegen und wurde ihrerseits wegen ihrer eher schlichten Kleidung von Pauline Metternich kritisiert. Beim Ball der Wiener Industrie am 2. Februar 1887 trafen die beiden Rivalinnen zusammen.
Ich hab' ein Bild heut' heimgetragen
Vom Ball der Wiener Industrie;
Wie sah's wohl aus, wird man mich fragen;
Was antworte ich auf das Wie?
Sie stand im weiten Kreis der Damen;
Auch sie war Lady Patroness,
Beleuchtet von des Gases Flammen,
Die Lauteste in dem Kongress.
Das Haupt besetzt mit Diamanten,
Von stolzem Federschmuck umwallt;
In reichen Stoff aus fernen Landen
Den allzu üpp'gen Leib geschnallt.
Ihr Antlitz, wie soll ich's beschreiben?
Als würden hundert Affen drin
Ihr tolles Wesen höhnend treiben,
So war's, als es vor mir erschien.
Mit weisser Farb' war's überzogen,
Und unter keck geschwärzten Brau'n
Da war, mir freundlich nicht gewogen,
Ein boshaft Augenpaar zu schau'n.
Doch ihren Mund nun auszumalen,
Wo nehme ich die Farben her?
Zu Rosen, Kirschen, solch banalen
Vergleichen greif ich nimmermehr.
Ein solches Rot schmückt keine Blume,
Und auch kein Obst nannt's jemals sein;
Nicht heut' und nicht im Altertume
Gab's einen zweiten solchen Schein.
Zwei Zoll breit sind die Wunderlippen
Mit diesem Purpur angethan ...
Und glaubt ihr, dass ich übertrieben,
So geht, und schaut sie selber an.