Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Schatten.

Um meine Seele lagen dunkle Schatten,
Die immer düsterer sie eingeengt
Gleich schweren, schwarzen Rabenschwingen hatten;
Und hoffnungslos im Innersten bedrängt,
Umrauschte sie vom fernen StyxgestadeDer Fluß Styx, in der griechischen Mythologie ein unterirdischer Seitenarm des Okeanos. An ihm wohnt die Nymphe Styx, die Tochter des Okeanos.
Ein Luftzug, der sich tödlich niedersenkt;
Ich fühlte sie im Leibe mir erstarren,
Du armer Leib! nun lasse dich verscharren.

Der arme Leib, er fügt sich ohne Klagen;
Erstarrt die Seele, ist er selber tot;
Doch die Geliebte will er eher tragen
Aufs Meer im rosig goldnen Morgenrot,
Er selber will den blauen Wellen sagen:
»O hütet sie, die euch ihr Bestes bot!«
Und diesen letzten Liebesdienst vollendet,
Kehrt er zurück, dem Grabe zugewendet.

Doch welches Wunder ist nunmehr geschehen!
Die Starre wurde kaum aufs Meer gebracht,
Kaum dass die linden Brisen sie umwehen,
Da ist vom kalten Tode sie erwacht.
Auf Wellen feiert sie ein Auferstehen,
Vergoldet durch des Sonnengottes Pracht,
Doch wie der Leib dies alles wahrgenommen,
Ist sammt der Seele er beglückt entschwommen.


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