Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Beim Treffen des Kaisers mit dem russischen Zaren Alexander III. in Kremsier im August 1885 war auch Kaiserin Elisabeth anwesend – eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen sie offiziell auftrat. Das Treffen, das im Sommerschloß des Erzbischofs von Olmütz stattfand und auch durch die Anwesenheit der Außenminister und der Kronprinzen besonderen Rang erhielt, sollte angesichts wachsender Balkankonflikte österreichisch-russische Freundschaft demonstrieren. Elisabeth wie Rudolf kritisierten – beeinflußt vom früheren k. u. k. Außenminister Gyula Graf Andrássy – dieses Treffen massiv (Hamann, 533–536) und glaubten nicht an die russischen Freundschaftsbeteuerungen. Elisabeth verhöhnte die russische Zarenfamilie, indem sie sie als Affen darstellte, mit Alexander III. als Pavian an der Spitze:

Kremsier.

O Muse! Was sagst du wohl zu Kremsier?
Mein Pegasus wird hier zum Höckertier!
Ja, wahrlich als Kameel nur kann er tragen
Die Affen all', die seinen Buckel plagen,
Ein Pavian thront als Höchster majestätisch
Im fremden Rock, gar ernst und gravitätisch;
Ein grosses Tier aus Asias weitem Lande,
Fühlt er sich selbstbewusst trotz seiner Bande.
Die kleine Äffin,Zarin Maria Feodorowna, geb. 1847, eine Tochter Königs Christian IX. von Dänemark. dem Gemal zur Seite,
Die knickst gar lieb auf all' die johlend' Leute.
Zwei Äfflein,Großfürst und Thronfolger Nicolaus, geb. 1868, der spätere Zar Nikolaus II. und sein Bruder Großfürst Georg, geb. 1871.
wie der Vater wohlgelungen,
Erscheinen auch als Militärs, die Jungen.
Ein ganzes Heer von decorierten Affen,
Das gibt sich grinsend, schnatternd viel zu schaffen.
In Frack und Uniform sind hier Makaken
Mit Ordensband, voll Schnurren und voll Schnacken;
Manch' Diplomaten-Eslein freut die Bande,
Dem Doppelaar gereicht sie nur zur Schande.
Das Stück ist aus – Slava! Sie sollen leben!
Die Schüssel schnell, ich muss mich übergeben.


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