Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Das Zusammentreffen mit ihrem kaiserlichen Gatten in Ischl brachte Zwistigkeiten, über die Elisabeth in diesem und den folgenden Gedichten schrieb. Wieder bezeichnete sie sich als Möve, den Kaiser als »kleinen Sperber«.

Legende vom Almsee.

I.

Steile Wände, kahle Zacken
Und ein Wasser, tief und grün,
Wo sich schwarze Wolken spiegeln,
Wie sie ernst darüber zieh'n.

Eine Möve kommt geflogen
Von dem fernen Norden her,
Achtend nicht des weiten Weges;
Denn die Liebe führt sie her.

»Kehr' zurück zu deinem Strande!
Kehr' zurück zu deiner See!
Hier im rauhen Alpenlande
trifft dich doch nur bitt'res Weh!«

In dem Schilfe will sie rasten
Und nach dem Geliebten späh'n,
Dorten muss er niederkreisen
Über jenen Tannenhöh'n.

Und sie denkt der langen Jahre,
Wo sie alles ihm geweiht,
Nur für ihn gelebt, gelitten,
Jedes Opfers froh bereit.

»Kehr' zurück zu deinem Strande!
Kehr' zurück zu deiner See!
Hier im rauhen Alpenlande
trifft dich doch nur bitt'res Weh!«

Sieh', da kommt der kleine Sperber,
Und ihr Herz schlägt höher auf;
Doch sie ist ihm ungelegen,
Hindert heute seinen Lauf.

Und den Schnabel unbarmherzig
Stösst er in ihr liebend Herz,
Dass es, bis zum Tod getroffen,
Fest erstarrt zu kaltem Erz.

»Kehr' zurück zu deinem Strande!
Kehr' zurück zu deiner See!
Hier im rauhen Alpenlande
trifft dich doch das schwerste Weh!«

Warmes Herzblut, rote Kreise
In dem Wasser, tief und grün –
Und das Echo wimmert leise:
»Einmal hin, ist ewig hin!«


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