Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Die Beziehung des 58jährigen Kaisers zu Katharina Schratt (»Thalias holde Tochter«) wurde im Sommer 1888 zunehmend enger. Das Paar pflegte besonders gerne im Schloßpark von Schönbrunn spazieren zu gehen, von Elisabeth beobachtet.

Was Ob'ron treibt

Was Ob'ron treibt, das kümmert nicht Titanien,
Ihr Grundsatz ist: Einander nicht genieren.
Frisst Einer DistelnAnspielung auf Heinrich Heines Gedicht »Pferd und Esel«: »Ein Esel, der Disteln schluckte« (Zeitgedichte, Heine 11, 293). gerne und Kastanien,
Sie selber will sie ihm sogar off'riren.

Abendgang

Achtundfünfzig Winter zogen
Spurlos nicht ob deinem Haupt.
Denn sie haben ihm die Fülle
Blonder Locken längst geraubt.

Achtundfünfzig Jahre bleichten
Deines Backenbartes Zier,
In der Abendsonne leuchtet
Er wie eitel Silber schier.

In der Abendsonne aber
Schreitest seelig du einher,
Sänke sie doch dir zu Liebe
Heute später in das Meer.

Denn es wandelt dir zur Seite
Deines Herzens Königin,
Thalia's holde Tochter ist es,
Sie umstrickte deinen Sinn.

Achtundfünfzig Winter zogen
Spurlos deinem Herz vorbei,
Schlägt es doch wie ein verliebter
Kuckuck heut', im Monat Mai!


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