Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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III.

Ob wohl die Nordsee grollen wird,
Dass ich mein Herz zerschlug?
Das dumme Ding hat mich beirrt,
Und ich hass' jeden Trug.

Wenn sie es wieder haben will,
So schicke sie darum,
Der Mühe kosten wird es viel,
Die's wert nicht ist, das Trumm.

Millionen Möven müssten zieh'n
Zum Dachsteingletscherfeld;
Ein jeder Riss dort her und hin
Millionen Stücklein hält.

Und wenn dann nach Millionen Tag
Die Scherben aufgepickt,
Die Nordsee es noch immer mag,
Wird wohl jemand geschickt.

Am besten wär' die alte Kräh',
Die sich so ernst benahm;
Sie krächzte stets von ihrem Weh',
Wenn ich zum Strande kam.

Und eine Muschel bring' sie auch
von denen, schwarz gerippt,
Wie sie der Nordsee grosser Bauch
Viel dutzendweise gibt.

Da lege sie die Scherben 'nein,
Sie haben alle Platz;
Das Herz war ohnedies sehr klein ...
Bot Raum nur einem Schatz.

Es war ein kleines Schneckenhaus,
Bewohnt von einem Schneck,
Der füllte jede Ritze aus
Und jedes kleinste Eck.

Da's nun dem Schneck nicht mehr getaugt,
Drum hab' ich es zerschellt,
Wie etwas, das man nicht mehr braucht,
Im Dachsteingletscherfeld.

Doch weil's die Nordsee haben will,
So trag's die Kräh' zurück;
Der Grüsse sende ich ihr viel,
Vom Herzen jedes Stück.

Und steh' ich wieder über's Jahr
Im Mondschein am Verdeck;
Wer weiss, vielleicht wird mir gewahr
Der Scherben Ruhefleck?

Hurrah! Wird das nicht lustig sein!
Ich segle leicht und frei,
Kann mich erneut des Lebens freu'n;
Denn's Herz ist nicht dabei!


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