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Für ihre Reise von Miramare nach Korfu Mitte Oktober 1887 gedachte die Kaiserin die kaiserliche Jacht, den Raddampfer »Greif« zu benützen:
»Hurrah! mein alter Vogel Greif!
Ich bin die Möve mit langem Schweif
Und weissen, gespenstischen Schwingen,
Ich will mit dir träumen und singen.
Hab' weder Ruhe, weder Rast;
Es treibt mit fieberischer Hast
Das Heimweh heute wieder
Vom Fels zur See mich nieder.
Die hohen Alpen grüssen dich,
Der Nebel drückt dort fürchterlich;
Darum bin ich entflohen
Zum Meer, dem freien, hohen.
Die Nebel drücken fürchterlich,
Schon ist es kalt und winterlich;
Im Walde fallen, sinken
Die Blätter faul und stinken.
Von kahlen Zweigen tropft das Nass
Der Dünste ohne Unterlass
Auf der Cyclamen Leichen;
Die kleinen Vögel schweigen.
Die Krähen nur mit heiserm Schrei,
Die flattern an mir vorbei
Und schienen mich zu höhnen
Ob meinem stillen Sehnen.
Die Berge sind mit Schnee bedeckt,
Der ihrer Wiesen Grün versteckt;
Und auf den höchsten Spitzen
Morose Wolken sitzen.
Der Sonne selbst gefällt's nicht mehr,
Kaum einen Blick noch wirft sie her
In dieses Thal hernieder,
Und rasch enteilt sie wieder.
Der Gletscherriese zürnt darob,
Er grollt und kracht, wird endlich grob
Die Schneelawinen senden
Von seinen eis'gen Lenden.
O Vogel Greif! verstehst du's nicht,
Dass ich mich sehnte nach dem Licht,
Nach reinen Hemisphären,
Die Wärme mir gewähren?
Und sind die Wogen sanft und mild,
Dann schaukeln wir, der Eintracht Bild,
Inmitten der Delphine
Mit fröhlich heiterm Sinne.
Doch ist die See bei schlechter Laun,
Heissa! dann wird sie Wunder schau'n
An unserm wilden Kämpfen,
Ihr Wasser soll's nicht dämpfen!
Wir balgen uns wie toll umher,
Wir fliegen auf und ab im Meer,
Hurrah! der Greif, die Möve
Sind mutig wie der Löwe!«