Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Elisabeth-Titania ließ im folgenden als »Frau Ritter Blaubart« ihre ehemaligen Verehrer als »Eselshäute« Revue passieren.

V.

Das Kabinet.

Frau Ritter Blaubart nenn' ich mich,
Hab' auch ein Kabinet;
Viel Häute hängen minniglich
Dort, wohlgeputzt und nett.

Die Häute haben auch noch Köpf',
Mit Ohren, lang und grau;
Fast dauern mich die armen Tröpf',
Wenn ich sie so beschau'.

Der erste war ein hübsches Tier,Graf Imre Hunyády, Elisabeths »Ehrenkavalier« während ihres Aufenthaltes auf Madeira 1860 (Hamann, 153 f.).
Nur Ohren übers Mass;
Doch über seine Schönheit schier
Vergass ich ganz auf das.

Ich hielt ihn mir im Tropenland,
Bekränzt ihn mit Granat;
Bananen frass er aus der Hand;
Doch wurd' ich ihn bald satt.

Der zweite, ach! wie war der lieb!Nicht eindeutig zu identifizieren, aber wahrscheinlich Graf Gyula Andrássy.
Der hat mir treu gedient;
Wenn so etwas auf Erden blieb,
Der hätt' Bestand verdient!

Oft streichle ich die alte Haut,
Gedenkend jener Zeit,
Die wir so innig und vertraut
Verkoseten zu Zweit.

Der dritte, nein, war das ein Viech!Friedrich Pacher von Theinburg, der Maskenballflirt von 1874 (s. S. 53). Das Gedicht bezieht sich auf einen Brief Pachers 1885: »ich bin ein kahlköpfiger, ehrsamer, aber glücklicher Ehemann geworden ...« (Hamann, 391).
Ein ganz gemeines Beast;
Kahl war er auch, dazu noch schiech,
Gehört nur auf den Mist.

Von seiner Schmach ist alles voll,
Und jedes Echo heult's
Von Fels zu Fels, im Land Tirol –
Und Eine ist, die teilt's!

Genug, er sei nicht mehr genannt ...
Ich tret' ans vierte Fell;
Der ward aus West' mir zugesandt,
Ein drolliger Gesell'!Elisabeths Reiterfreund und Pilot bei den englischen und irischen Jagden, Captain Bay Middleton. Er hatte »rostfarbene« Haare.

Rostfarben war mein Freund Langohr,
Sein Wiehern hell und laut,
And never was he sick, nor sore,
But jumped and pranced about.

Doch eine Pause tritt nun ein:
Der letzte hängt abseits;
Denn war er auch nur winzig klein,
Macht' doch mir's ärgste Kreuz.

Er war ein Vollblut-Eselein,Mit »Vollblut-Eselein« ist Kaiser Franz Joseph gemeint.
Voll Eigensinn und Laun',
Benahm er sich auch artig fein,
War ihm doch nicht zu trau'n.

Voll Mucken stack's im grossen Kopf
Und hinterm Ohr faustdick;
Zog ich ihn an dem grauen Schopf,
Ward steifer nur's Genick.

Wie oft hat er mich abgebockt,
Wenn ich mich fest gewähnt!
Nachgiebigkeit nur abgelockt,
Wenn ich ihn hübsch versöhnt.

Schliesslich war er ein lieber Schatz
Trotz alle dem Gefrett: –
Drum hat er auch den Ehrenplatz
In meinem Kabinet!

Nun seid ihr alle durchgestäubt;
Ich sperre wieder zu. –
Erinnerung ist's, die mir verbleibt;
Euch wünsch' ich »Gute Ruh'!«


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