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In anderer Fassung schon bei Larisch, 311.
Ja, wenn ich der Dachstein wäre,
O der grossen Herrlichkeit!
Schaute stolz auf alle Meere,
Trotzte Zeit und Ewigkeit.
Sinnverwirrend, schön und blendend
Säss' ich da in hehrer Pracht,
Donnernde Lawinen sendend,
Boten meiner wilden Macht.
Liess den Blick auch abwärts gleiten
Auf die Seen, klein und gross,
Die sich um die Ehre streiten
Meines Bilds in ihrem Schoss.
Und erst gar der Sonne Minnen,
Früh bis spät ihr tolles Glüh'n,
Grad als wäre sie von Sinnen,
Brennt und buhlt sie auf mich hin.
Und trotz allen heissen Küssen
Bleibt mein Eisherz starr und kalt;
Machtlos wird sie weichen müssen
Meines Frostes Allgewalt.
Vorwurfsvoll vor dem Versinken
Trifft ihr letzter Blick mich noch,
Lässt mich rosenrot erblinken,
Aber eisig bleib' ich doch!
Hätt' ich meine Weltschmerztage,
Meinen bösen alten Spleen,
Würde ich mit einem Schlage
Dichte Nebel um mich zieh'n.
Und ich zeigt' den dummen Affen,
Juden, Christen tief im Thal,
Die nur zugereist zum Gaffen,
Meiner Schönheit keinen Strahl.
Doch die grösste aller Wonnen,
Könnte ich der Dachstein sein,
Den Verwandten wär' entronnen
Ich sammt ihrer ganzen Pein.
Drum, was ich dem Gletscher neide,
Ist, dass er verwandtenlos;
Ahnet nichts vom bitt'ren Leide,
Blühend im Familienschoss.
Ja, wenn ich der Dachstein wäre,
O der grössten Herrlichkeit!
Scherte mich, auf meine Ehre,
Nie mehr um gewisse Leut'.