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Wie dem folgenden Gedicht zu entnehmen ist, blieb die Anwesenheit Alfreds nicht unbemerkt und wurde von dem der Kaiserin zugeteilten Hof-Controllor, Regierungsrat Carl Linger, dem Kaiser gemeldet. Über diese Angelegenheit sind keine weiteren Quellen bekannt. Wie und ob die Wirklichkeit mit Elisabeths Phantasie übereinstimmte, ist schwer nachzuprüfen.
Aussichtspunkt (1255 m) oberhalb Bad Gastein.
Es steigt am Steig zum Tannenwald,
Wo sie sich täglich trafen,
Ein Hexenweib grausig und alt,
Behaart wie sonst nur Affen.
Sie kreischt ins' Thal mit bösem Sinn:
»Von ihrem Lilienthrone
Titania, die Königin,
Naht einem Erdensohne.«
Der Bürgermeister hört dies gleich
Sagt's dem RegierungsrateLinger
Der kündet's seinem Chef im Reich
Per Telegraphendrahte.
Der and'ren alten Weiber Heer
Verdrehen auch die Augen,
Und meinen, dass seit Alters her
Solch Feen nie was taugen.
Titania macht diess wenig Schmerz,
Sie lacht und tändelt weiter:
»Der Tag ist kurz, und kurz der Scherz,
Bald schicke ich ihn weiter.«
Er spricht: »Du heissest kalt mich weiter gehen,
Doch eine Bitte leg' ich an dein Herz:
Lass morgen lange dir in's Auge sehen,
Zu mildern dieser Trennung bitter'n Schmerz;
Lass' mich im Glanze deines Blickes stehen,
Ich ziehe dann – doch ach, nicht himmelwärts!
DämonaDämona war einer der Decknamen Elisabeths in der Korrespondenz mit Alfred, in Anlehnung an eine Erzählung Carmen Sylvas., jetzt wo ich dich aufgefunden,
bin ich todtkrank und kann nie mehr gesunden.«
Rosig legt die Morgenröte
Ihre Finger auf den Schnee,
Bis der alte Gletscher glühet
Wie in jungem Liebesweh.
Auf den schwarzen Tannen schimmert
Gleich Demanten rings der Thau
Und der Äther schmückt sich heute
Mit des Saphirs tiefstem Blau.
Unter hohem dichtem Laubdach,
Auf des Urgebirgs Gestein,
Steht ein zeitgebräunter Tempel,
Schauend weit ins Thal hinein.
Eilend rasch den Fels erklimmend
Jetzo naht Titania,
Flüstert in den Tempel spähend:
»Wohl mir, noch ist er nicht da.«
Hurtig streut sie goldne Sterne,
Rosen, in den stillen Ort,
Und mit ihrem Silberstifte
Schreibt geflügelt sie das Wort:
Leb Wohl
Dämona.
Flüchtig wie sie hier erschienen,
Ist sie flüchtig auch entfloh'n,
Und es trifft der heisse Mittag
Sie im fernsten Thale schon.
Sinnend sitzt sie auf dem Felsstein,
Tief im wehvergess'nen ThalKötschachthal
Donnernd rauschen acht Cascaden
Um sie her in wildem Fall.
Ihr zu Häupten majestätisch
Hebt sich stolz der »Tischlerkar«,
Und es strahlt im Sommerlichte
Seine Eiswand grün und klar.
Und Dämona sinnt und sinnet;
Plötzlich lacht sie jubelnd auf:
»Ja, es wird und muss gelingen,
Wettete ich doch darauf.
Schwarz auf weiss muss ich es haben,
Schwarz auf weiss in seiner Schrift,
Dass die Liebe nur verkäuflich,
Ihre Schwüre Trug und Gift.«
An dieser Stelle sollte »Alfreds Brief« abgedruckt werden, in dem er seine finanziell mißliche Lage schilderte und die Kaiserin um die bedeutende Geldsumme von 25 000 Gulden bat. Elisabeths Bemerkung auf dem Briefumschlag: »Tat es nicht«.
Titania erscheint im Tempel, wo Alfred ihrer harrt.
»Du hast mich gerufen, du hast mich beschworen,
Ich spotte der Liebe, sie täuscht nur Thoren;
Doch reiche vor allem mir schleunigst das Schreiben,
Vergänglich sind Worte, geschriebnes muss bleiben.«