Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Titania und Alfred (Fortsetzung der romantischen Erzählung)

Ein junger Esel lärmte gotterbärmlich,
Und schrie: »Titania komm' und streichle mich!«
Sein Klagen klang so namenlos erbärmlich,
In's Ohr drang jeder Ruf ihr wie ein Stich,
Und da er ihre Ruhe endlich störte
Mit diesem nimmer endigenden Fleh'n,
So kam's, dass sie ihn schliesslich doch erhörte,
Und Puck gebot, nach seinem Leid zu seh'n.Puck« wahrscheinlich in Gestalt der Hofdame Sarolta Mailáth.

Des Esels Klage an Puck

»Es peinigt die Liebe
Seit Jahr mich und Tag,
Es peitschen mich Triebe,
Dass ich schier verzag!
Seit ich sie gesehen
Im glänzenden Saal,
Ist's um mich geschehen,
Begann meine Qual.
Ich hatte ein Bräutchen
Mit Reizen und Geld;
Ich brach mir mein Eidchen,
Und zog in die Welt.
Titanien suchend,
Verzaubert das Herz,
Geknickt meine Jugend,
So zog ich ostwärts.
Nach mühvollem Suchen
Erreicht ich ein Thal;
Aus grünenden Buchen
Steigt horizontal
Die Felswand zur linken
Zur rechten empor,
Und Schneefelder blinken
Nach oben hervor.
Tief unten da rauschet
Ein Strom wunderbar,
Auf Felskante lauschet
Der riesige Aar.
Der Strom tanzt und gleitet,
Und sprudelt und schäumt,
Titania schreitet
Im Urwald und träumt. –
Gefunden, gefunden!
So jubelt mein Herz,
Nun wird es gesunden
Und endigt mein Schmerz.
Doch Ärmsten mir, Wehe!
Ich kam ihr nie nah,
Sie floh meine Nähe,
Wo sie mich ersah;
Auf Bergen, im Walde
Folgt' ich ihrer Spur,
Auf blumiger Halde
Wo Schaafheerden nur;
Doch sie blieb verloren,
Und ich war allein!
Zum Unglück geboren
Bin ich und zur Pein.«


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