Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Diese »romantische Erzählung« in Versen dokumentiert eine etwas lächerliche Romanze, die die Kaiserin Ende der achtziger Jahre mit einem jungen Mann namens Alfred Gurniak Edler von Schreibendorf verband. Die immerhin schon über Fünfzigjährige blieb den schwülstigen Liebesbeteuerungen gegenüber kühl und hoheitsvoll, verhöhnte »Alfred« in ihren Gedichten, lockte ihn aber doch auch mit winzigen Huldbeweisen (so absichtlich liegengelassener Blumen auf einer Parkbank), so daß er immer wieder kam. Gurniak reiste seiner Angebeteten nach Bayern, ja bis Rumänien, nach und klagte dann brieflich über mangelhafte Finanzen, die Elisabeth aufbessern sollte (was sie nicht tat). Ganz unverkennbar ist ein sadistischer Zug in der Art, wie Elisabeth mit diesem exaltierten jungen Mann umging:
»In meiner schönen Mache
Verzapple dich zu Tod,
Ich schaue zu und lache
Von jetzt bis Morgenrot.«
Die Originalbriefe Alfreds liegen zwar den Gedichten Elisabeths bei. Sie wünschte auch deren Abdruck (»Die Briefe dazu im Manuskript«). In diesem Fall, da es sich ja nicht um Schriften Elisabeths, sondern eines für die Geschichte völlig unbedeutenden, wahrscheinlich geisteskranken Menschen handelt und dessen überlange schwülstige Deklamationen (die über Elisabeths Person überhaupt nichts aussagen), mußte jedoch auf einen Abdruck verzichtet werden. Elisabeths Gedichte in dieser »romantischen Erzählung« allerdings bringen, ganz über den läppischen Anlaß hinaus, außerordentlich wichtige Selbstaussagen. Wieder stellte sie sich als Feenkönigin Titania dar, aber auch als Hexe »Dämona« (nach Carmen Sylvas Dichtung), den Jüngling als vergeblich schreienden Esel, »jungen Narren«, als »verzauberten Eber«. Zu berücksichtigen ist, wie bei den meisten Gedichten der Kaiserin, die fließende Grenze zwischen Wirklichkeit und Phantasie.