Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Salamander-Lied.

Hat der erste Salamander
Dieses Jahr mich heut' begrüsst;
War vor Freuden auseinander,
Hab ihn dreimal auch geküsst.

Während ich zur Felsenzelle
Ihm noch schenkte mein Geleit',
Bat ich, dass er mir erzähle
All' des Thales Neuigkeit.

Dann gab ich ihm wieder Kunde
Von des ZauberbergesJainzen bei Ischl. Pracht,
Wo mit Salamandern Stunden
Froher Zeit ich oft verbracht.

Eh' wir schieden, warnt er wichtig
Mich vor bösen Schlangen noch;
Dies Gezücht stets hauste giftig
Dort, wo es nach Schwefel roch.

Eidechsen gäb's hier sehr grosse,
Wie man sie am Nil auch sieht,
Oben grün und gelb am Schosse
Und von harmlosem Gemüt.

Ja, es sei'n auch manche drunter,
Wunderbar und hochgelehrt,
Dass im Altertum mitunter
Sie als heilig man verehrt'.

Sprach ich drauf: »So sinds Bekannte,
die mein teurer MeisterHeinrich Heine in »Die Bäder von Lucca«. mir
Kürzlich erst erzählend nannte,
Und nun treffe ich sie hier.

Als zu Fuss er einst gewandelt
Durchs Gebirg nach Luccas Bad,
Hat mit ihnen er verhandelt,
Gaben ihm manch' guten Rat.«

Auch vor kleinen Skorpionen
Warnte mich mein schwarzer Freund
Diese dürft' ich nimmer schonen,
Hätten stets es schlecht gemeint.

An die fernen Stammeskinder
Sandt' er schliesslich seinen Gruss;
Nach dem langen Hochlandswinter
Mög' erfreu'n sie Lenzgenuss.

»Deinen Auftrag zu entrichten,
Bin ich augenblicks bereit;
In die höchsten Luftesschichten
Heb' ich mich mit Leichtigkeit.

Morgen, lang vor Tagesgrauen,
Braus' ich durch die Lüfte fort;
Und schon abends werd' ich schauen
Meines Zauberberges Hort.

Weiss erglänzen seine RosenSchneerosen.,
Silbern strahlt im Mond der Schnee,
Und die Erikas, die losen,
Wuchern wild um seine Höh'.

Meine lieben Salamander,
Meine Freunde, rufe ich,
Und sie kommen nacheinander
Aus den Felsen rings um mich.

Ach! wie werden sie sich freuen
Und die schwarzen Schwänzlein dreh'n!
In den Äuglein, diesen treuen,
Werd' ich nur Willkommen seh'n.

Endlos muss ich dann erzählen,
Wie so hoch der Domogléd,
Von den weissen Wasserfällen
Und der Cserna, so kokett!

Von dem Osternacht-Geheimnis
Red' ich aber lieber nicht;
Der Erfüllung bringt es Säumnis
Wenn man's öffentlich bespricht.«

Doch nun richt' ich mir zur Reise
Meine Schwingen her zumal;
Bin dann wieder gleicherweise
Bald zurück im Zauberthal.


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