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Ramsgate, den englischen Seebadeort an der Südostküste der Halbinsel Thanet, besuchte die Kaiserin einige Male, auch im März 1885 von Amsterdam aus. Es mag sein, daß sie hier einen nicht zu identifizierenden melancholischen Flirt hatte. Es ist aber auch zur Deutung dieses Gedichtes eine Art spiritistischer Begegnung, wahrscheinlich mit Heinrich Heine, möglich oder nur eine Assoziation mit jenem »Ramsgate I« bei Heinrich Heine (Heinrich Heine, Sämtliche Schriften in zwölf Bänden, hg. von Klaus Briegleb, München 1976, Bd. 7, 438), das als Symbol für unerfüllte Liebessehnsucht steht. Heine: »O, des liebenswürdgen Dichters, / Dessen Lieder uns entzücken! / Hätten wir ihn in der Nähe, / Seine Lippen zu beglücken! ...« Wie so häufig vermischte sich hier Elisabeths Phantasie mit den Dichtungen Heines (Ramsgate II und III auf S. 133 f.).
Zu spät, zu spät sind wir begegnet
Uns auf des Lebens Dornenpfad;
Zu weit schon hat uns fortgetragen
Der Zeiten unaufhaltsam Rad.
Zu spät hat deiner tiefen Augen
Magnet'scher Blick auf mich geschaut,
Selbst unter diesen warmen Strahlen
Hat's starre Herz nicht mehr getaut.
Es überkommt mich tiefe Wehmut,
'S ist wie ein Klang aus alter Zeit,
Wie banges, namenloses Heimweh,
Voll hoffnungsloser Bitterkeit.
Auch ich bin einstens reich gewesen,
Wähnt', unerschöpflich sei mein Hab';
Leichtsinnig ist es längst verschleudert –
Es blieb das Herz ein leeres Grab.
»O wende weg die ernsten Augen!
Lass ruhigen Wegs mich weitergeh'n!
Kann Glück ich nicht mehr eigen nennen,
So will ich's wenigstens nicht seh'n!‹