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Höhepunkt dieser griechischen »Seelenbrautfahrt« war Elisabeths Besuch am legendären Grab des Achill in Troja:
Es steht ein einsamer Hügel
Nicht weit vom grossen Meer;
Die Luft weht trauernd darüber
Aus Trojas Mauern her.
Die Sonne, eh' sie versinket,
Hält ein in ihrem Lauf
Und legt aus glühenden Strahlen
Den gold'nen Kranz darauf.
Die Sterne lösen die Sonne
Im ernsten Dienste ab
Und halten treulich die Wache
An dem geliebten Grab'.
Der Mond, voll Sehnsucht und Liebe,
Deckt es mit Silberpracht
Und harrt, ob der grosse Tote
Da unten nicht erwacht.
So zieh'n sie viel tausend Jahre
Einförmig ihre Bahn;
Doch bei dem Hügel am Meere
Halten sie immer an.
Smyrnas heisse Sonne brennet
Nieder auf die engen Gassen,
Wo die Karawanen ziehen,
Majestätisch und gelassen.
Voraus führt der kleine Esel
Mit dem Türken, kopfumwunden,
Der Kameele lange Reihe,
Einzeln an den Strick gebunden.
Reich beladen mit den Schätzen
Asiens auf dem hohen Rücken,
Schreiten stolz die edlen Tiere,
Ohne sich der Last zu bücken.
Doch, um dieses int'ressante
Wüstenbildnis anzusehen,
Braucht man nicht einmal bis Smyrnas
Bunter Wunderstadt zu gehen.
Führt ja doch im Heimatlande
Oft ein Esel, winzig kleine,
Selbst die höchsten der Kameele
An der Nas' herum alleine.
Noch lodert in Purpur der Westen,
Und schon versilbert der Mond
In Rhodus gefallenen Festen,
Was Türkenkugel verschont.
Von grauen verwitterten Wänden
Manch' Wappen blicket herab,
Als wollt' es dem Ritter noch senden
Den Gruss in sein Wellengrab.
Zertrümmerte Mauern noch tragen
Der stolzen Namen gar viel:
Gozon, Dieudonne de Gozon, Großmeister des Johanniter-Ordens auf Rhodos (1346–1353), der legendäre Drachentöter. der den Drachen erschlagen,
Zakosta, Zacosta, Großmeister 1461–1467. Bonpar,Bonpar nicht ermittelt. de Milly.Jacques de Milly, Großmeister 1454–1461. (Für freundliche Hilfe bei der Ermittlung bin ich Herrn Dr. Klaus Wundsam zu Dank verpflichtet.)
Doch heute, nicht Namen zu suchen,
Kam ich, der tapferen Schar;
Zwischen Türken, Juden, Eunuchen
Dräng' ich mich durch den Bazar.
Da drüben im taghellen Scheine
Des Mondes zieht sich mein Pfad;
Es peitschet die Brandung die Steine,
Wie sie sich hochbrausend naht.
Weit draussen ein einsamer Tempel;
Er trägt in nächtlicher Ruh'
Der Andacht und Einfachheit Stempel;
Ihm wendet mein Schritt sich zu.
An die festverschlossene Pforte
Da poch' ich, leise und sacht;
Ob wohl am verlassenen Orte
Der Priester so spät noch wacht?
Der Alte erscheint auf der Schwelle
Im weiten lichten Talar,
Die brennende Fackel spielt helle
Mit seinem wallenden Haar.
Sein tiefbraunes Antlitz nickt freundlich;
»Der Eintritt sei dir gewährt;
Der heilige Derwisch schickt von sich
Nie, wer ihm Hilfe begehrt.«
Er führt mich zum Steinsarkophage,
Verhüllt mit buntem Kattun,
Dort sollen, so gehet die Sage,
Des Heiligen Reste ruh'n.
Nie pilgerten Türken vergebens,
So heisst es, an diesen Ort;
Gestärkt für die Kämpfe des Lebens,
Ermutigt zogen sie fort.
»O heiliger Derwisch, nur einmal
Gewähr' auch dem Christenkind,
Dass es seiner Leiden und Drangsal
Erleichterung bei dir find'!
Dass sicher du meiner gedenkest,
Nimm hier dieses Taschentuch,
Der gnädig Erhörung du schenkest,
Es trägt ihren Namenszug!«