Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Spätherbstabend.

Herbstlich ist es, kalt und düster;
Durch den Wald zieht ein Geflüster,
Wie aus Orkus Schattenreich.
Rastlos fallen gelbe Blätter,
Schwere, graue Nebelwetter
sinken dunkel, bahrtuchgleich.

Und die Schatten sinken tiefer,
Schwärzer werden Tann' und Kiefer,
Feuchte, frühe Nacht fällt ein.
Einsam wandle ich im Dunkeln,
Statt der Sterne hellem Funkeln,
Führt mich meiner Lampe Schein.

Jetzt erfasst mich innres Grauen,
Meinem Aug' will ich nicht trauen,
Und doch seh' ich zweifellos
Einen Umriss mich begleiten;
Mehr zu schweben, als zu schreiten
Scheint dies Bild, aus Nebel blos.


Bebend hauche ich die Frage
Der Gestalt zu: »O so sage
Endlich, wer und was Du bist?«
Meine Knie schlottern, wanken.
»Deine Seele, Dein Gedanken
Bin ich, was du jetzo siehst!«

Also sprach die wunderbare
Form, die so durchsichtig klare.
Demutvoll erwidre ich:
»Meine Seele, mein Gedanke,
Du allein bist es seit lange,
Meister! nun erkenn' ich Dich!«


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