Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Das von Kaiser Franz Josephs jüngerem Bruder Ferdinand Maximilian erbaute Schloß Miramare bei Triest ging nach dessen Tod 1867 in kaiserlichen Besitz über. Die Kaiserin liebte das Schloß und hielt sich dort wiederholt auf, wenn auch meist nur für kurze Zeit, so auch Anfang November 1885.

Allerseelennacht.

(In Miramar.)

Es peitscht der Sturm die schwarzen Wolken
Am schwarzen Firmamente hin,
Dass sie sich keuchend drängen, folgen,
Dass sie wie rasend jagen, flieh'n.

Der Regen strömt in wilden Güssen
Und haut und geisselt den Orcan;
Als hätt' er ihn erwürgen müssen,
So packt ihn dieser wieder an.

Doch übertäubend Sturm und Regen,
Brüllt zwischendrein die wilde See,
Sie rollt voll Wut ihnen entgegen,
Sie zischt und geifert in die Höh'.

Und mitten in dem tollen Wüten,
Als sollt' die Welt heut' untergeh'n,
Als wollt' das Meer Dämonen brüten
Und alles aus den Fugen dreh'n,

Hebt sich in kalter, strenger Bleiche,
So todesernst, so todesstarr,
Gleich einer schönen Marmorleiche
Das hehre Schloss von Miramar.

Doch jetzt ertönt's wie laute Klage
Hinaus aufs weite Meer mit Macht;
Es schlägt zum Allerseelentage
Vom Turm herab die Mitternacht.

Und anfangs schlägt es jammernd, suchend,
doch Schlag um Schlag nimmt zu an Kraft;
Und jedem Mörder zwölfmal fluchend,
schlägt's an bei Gott um Rechenschaft.


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